Der Schuhfreund

(inspiriert von Eugen Roth)

Ein Mensch, der sich wie immer stur
viel schlauer wähnt als die Natur
und glaubt, dass er es besser kann,
zieht sich sein Lebtag Schuhe an.

Er macht sie spitz am Vorderrand
und glaubt, das sei sehr elegant.
Der Platz darin wird schon genügen,
die Zehen werden sich schon fügen.

Am hintren Ende glaubt er gar,
es wäre einfach wunderbar,
wenn er sich damit selbst erhebe
und einen Absatz drunter klebe.

Die Sohle macht er mit Geschick
ganz steif und starr und möglichst dick,
damit er vor des Hauses Türe
auch nicht das kleinste Steinchen spüre.

So geht er nun tagein, tagaus
mit seinen schönen Schuhen aus.
Die Füße, niemals an der Luft,
entwickeln ihren „süßen Duft“.

Nach jahrelangem Tragen dann
beginnt der Fuß ihm irgendwann
nach eignen Regeln wohl zu handeln,
die Form der Zehen abzuwandeln.

Er denkt, es sei wohl erbbedingt,
wenn er nun unter Schmerzen hinkt.
Die Schuhe sind nicht Schuld daran,
denn schließlich hat die jeder an.

Doch kann es so nicht lange bleiben,
er läßt sich Einlagen verschreiben.
Die machen alles schlimmer nur,
das liegt dann wohl in der Natur?!

So schleicht er sich vom Orthopäden,
mit einem Arzt sich zu bereden.
Der doktert an den Füßen rum,
die sind inzwischen schief und krumm.

Der Arzt greift ohne Zögern schnell
zu Spritze, Tupfer und Skalpell
und schneidet ihm den Zeh zurecht,
als sei die Form natürlich echt.

Gelöst scheint das Problem zum Glück,
ein wissenschaftlich Meisterstück!
Er denkt: „jetzt hab ich wieder Ruhe“
und kauft sich erstmal neue Schuhe.

Im Ernst glaubt unser Mensch am Ende,
dass er durch eines Menschen Hände
und durch das pure Wissen nur
besiegt die Launen der Natur.

Ein andrer Mensch – im Barfußgang,
der selten sich in Schuhe zwang,
der lässt – mit kerngesunden Füßen
den Schuhliebhaber herzlich grüßen!

 

Forbis Fuß© Forbi 2018

noch’n Gedicht…