Barfuß beim Harzlauf Thale

Durch einen Kontakt aus der Mauerwegstaffel erfuhr ich vom Harzlauf in Thale, einem Gelände- bzw. Berglauf, der durch das Bodetal und an der Rosstrappe vorbei durch einen schönen Mischwald führt, der hier im Gegensatz zum Oberharz noch intakt und gesund zu sein scheint.

Neben einem 1,5km „Hexenpfützenlauf“ für die Kinder und dem 6km „Bodetallauf“ mit moderaten 150 Höhenmetern gab es noch den „Rosstrappenlauf“, eine 11,5km lange Runde mit rund 300 Höhenmetern und dieselbe Runde doppelt als 23km XXL-Lauf.

Harzlauf Start
Der erste Kilometer war noch flach… (Foto: Jens-Uwe Börner)

Ich habe mich für die 11,5km Variante entschieden, meine Tochter lief die 6km. Da ich nicht sicher war, ob sich im oberen Teil des Waldweges eine grob geschotterte Forstautobahn verbirgt, steckte ich mir vorsichtshalber ein paar flache Wasserschuhe hinten in den Hosenbund (Spoiler: habe ich nicht gebraucht!).

Der Start war schon um 9:30 Uhr im Kurpark Thale. Ich bin ja nicht so fürs Frühlaufen, aber hilft ja nichts. Das Wetter spielte ganz gut mit, aber kurz vorm Start frischte ein starker Wind auf, so dass ich mir ein zweites Langarm­shirt unterzog. Auch das war im Nachhinein unnötig, da ich es an der ersten Steigung sofort wieder aussziehen musste, um nicht den Hitzetod zu sterben 🥵

Harzlauf DJH
Nach der Jugendherberge ging es über die Bode (Foto: Jens-Uwe Börner)

Vom Kurpark aus führt der Lauf etwa einen Kilometer ins Bodetal und an der Jugendherberge über den „Katerstieg“, eine kleine Brücke zur anderen Seite der Bode. Dort geht es dann bald steil nach oben auf den Präsidentenweg, der zunächst einer von Laub bedeckten „Gerölltreppe“ gleicht. Für mich der unangenehmste Teil der Strecke mit sehr groben und ungleichmäßig großen Pflastersteinen! Außerdem bin ich hier am Berg schnell ins Schwitzen gekommen und musste bereits nach ca. 50 Höhenmetern meinen Vorsatz über Bord werfen, nicht ins Gehen zurückzufallen. Aber da ging nichts mehr und die Menge zog an mir vorbei…

Schön war der Weg allerdings schon – zumindest sobald der Pflasterweg zuende war. Für das barfüßige Laufen über so ein Gelände erntete ich viel anerkennenden Zuspruch (so viel wie auf keinem anderen Lauf zuvor), aber diese felsige Kurve im Video war ehrlich gesagt sogar eine der angenehm zu laufenden Stellen. Wenn ich nur besser bergauf laufen könnte, ohne zu Gehen! Da muss ich nächstes Mal unbedingt noch langsamer angehen und kürzere Schritte machen…

Am Berghotel Rosstrappe vorbei ging es noch ein bisschen weiter hinauf, bevor es dann im hinteren Teil wieder runter ging. Da konnte ich endlich Tempo machen und lief die nächsten vier Kilometer mit einem Schnitt von unter 5min/km. So richtig Vollgas konnte ich allerdings nicht rennen. Der Forstweg war zwar nicht geschottert wie befürchtet, aber dennoch relativ steinig. Gerade bergab war das nicht ungedingt angenehm zum Rennen.

Das ist aber auch okay, ich hätte sowieso nicht mehr Energie gehabt, weil ich die zwei Wochen vor dem Lauf erkältet und dementsprechend nicht in Topform war. Die letzten drei Kilometer wurden dann immer langsamer und am Ende ging es gemeinerweise wieder leicht bergauf, so dass an einen fotogenen Zielsprint nicht zu denken war. Nur ein gestelltes Foto:

Harzlauf Ziel
Nach 11,5km im Ziel

Insgesamt war es ein sehr schöner Lauf, mit sehr abwechslungsreichen Untergründen (für so eine Fußmassage zahlen andere Leute viel Geld 🤣).

Bestimmt über 20 andere Läufer oder am Rand stehende Zuschauer zollten mir Respekt durch bewundernde oder irritierte Kommentare. Es waren zwar einige andere mit Barfußschuhen unterwegs, aber ich gehe fest davon aus, dass ich in der 56-jährigen Geschichte des Thaler Harzlaufes der Erste war, der die Strecke auf ganz blanken Sohlen absolviert hat. Deswegen stellte ich mich auch ganz unverhohlen auf die Nummer 1 des Siegerpodestes – als schnellster Barfußläufer. 🏆

Harzlauf Sieger
Schnellster Barfußläufer

Im echten Leben hat es aber mit einer offiziellen Zeit von 1:07:28 (immerhin ein Schnitt unter 6min/km) nur für Platz 83 von 126 gereicht (Platz 17 in der Altersklasse M50). Da ist noch Luft nach oben. Aber ich bin zufrieden!

War schön und ich denke, ich werde das wiederholen wollen, wenn es sich ergibt! Meine Tochter ist übrigens den 6km Lauf auch knapp unter einem 6er Schnitt gelaufen und ist damit 2. in der weiblichen U18 geworden, worauf ich sehr stolz bin!

 

Barfuß am Start beim Mauerweglauf

Berliner Mauerweg

Auch dieses Jahr war ich wieder beim Mauerweglauf in der Staffel am Start – sogar im wahrsten Sinne des Wortes, nämlich als Startläufer. Das bedeutet, ich bin zum ersten Mal bei Tageslicht gelaufen. 😉

Berliner Mauerweg mit Pfeil
Richtungspfeil und Mauerverlauf

Ursprünglich war mir ein Abschnitt im Südwesten zugedacht, von Schloss Sacrow an Potsdam vorbei und über die Glienicker Brücke. Das wäre eine schöne Barfuß-Strecke mit viel Waldboden und ein paar Hügeln gewesen (ich hatte angeboten, den Teilabschnitt mit den meisten Höhenmetern zu übernehmen).

Aber dann musste die Rennleitung nur eine Woche vor dem Lauf die Start-/Ziel-Location wechseln, weil das Erika-Hess-Stadion wegen Umbauarbeiten nicht zur Verfügung stand. Sensationell kurzfristig konnte eine Sportanlage im Wedding als Wettkampfzentrum akquiriert werden. Deswegen hat sich der Start 8km in Laufrichtung verschoben und das Ziel natürlich auch. Damit unser Schlussläufer nicht überlastet wird, wurde in der Staffelaufteilung noch ein wenig hin- und her getauscht, so dass ich letztendlich fast dieselbe Strecke wie im letzten Jahr nochmal gelaufen bin, bloß in umgekehrter Richtung und kürzer.

Mauerweglauf Start
Einsam am Start

Start für die 10+ Staffeln war am 17.8. um 8:00 Uhr, was eigentlich gar nicht mein Fall ist. Ich laufe lieber nachmittags oder abends. Aber hilft ja nichts. Als ich am Werner-Kluge-Sportplatz ankam, waren die Einzelläufer schon lange unterwegs und die  2er-Staffeln gerade gestartet. Bald darauf liefen die 4er-Staffeln los und ich war ganz begeistert, als ich dabei die ehemalige Biathletin, vierfache Weltmeisterin und zwölffache Paralympics Gewinnerin Verena Bentele entdeckte, die dort ebenfalls mitlief und eine beeindruckende Zeit für ihren 34km langen Abschnitt hinlegte.

Mauerweglauf Selfie
Ein Selfie ca. bei Kilometer 10

Der Startabschnitt lief sich vollkommen anders als die Schlussetappen in den letzten beiden Jahren, wo ich ja noch einige andere Läufer überholen konnte. Hier war natürlich klar, dass die Schnellen gleich vorne weglaufen und sich das Feld nach kurzer Zeit auseinanderzieht, so dass ich den größten Teil meiner nur 14km kurzen Strecke mehr oder weniger für mich alleine gelaufen bin.

Naja, fast alleine… obwohl ich in diesem Jahr nicht so fit war im wie im letzten, konnte ich mich auf den ersten 10km doch ganz gut an zwei Läufer mit einem 5er Schnitt dranhängen und zumindest in Sichtweite mithalten. Erst gegen Ende war dann der Tank leer und ich musste mich etwas zurückfallen lassen.

Zielsprint
Verwirrung beim Schlussspurt

Im Mittel war es wieder ein Schnitt von 5:13 pro Kilometer – genau wie letztes Jahr (bloß da waren es 8km mehr…), womit ich sehr zufrieden bin. Einzelläufer habe ich natürlich noch keine überholen können, weil die schon 2 Stunden vorher gestartet waren. Erst ganz kurz vor dem Ende meiner Etappe konnte ich noch drei Läufer aus 4er Staffeln überholen, die eine halbe Stunde vor mir gestartet waren. Dafür erntete ich irritierte Blicke, wie man auf nebenstehendem Bild lustigerweise erkennen kann 😀

Insgesamt waren wir diesmal mit der Staffel auch ziemlich gut – über 40 Minuten schneller als letztes Jahr mit offiziellen 16:41:17 für die 161km. Damit sind wir wieder ins Mittelfeld der 10+ Staffeln auf Platz 36 (von 64 gemeldeten) gekommen, in der Gesamtwertung auf 63 von 737.

Mauerweglauf Medaille 2024
Medaille 2024

Beim Zeileinlauf fanden sich diesmal ganze vier von 11 Läufern ein (plus eine Begleitperson) und am nächsten Tag zur Siegerehrung waren wir immerhin fünf (letztes Jahr waren wir jeweils nur zu zweit). Beim anschließenden Biergartenbesuch im Zollpackhof kamen dann sogar noch ein paar weitere dazu, so dass wir unseren Lauf zum Abschluss gebührend und als Team feiern konnten.

Ich freue mich schon auf nächstes Jahr und hoffe, dass wieder eine Staffelmeldung zustande kommt!

Gerne wieder! 🏃‍♂️👣

Mauerweglauf 2024 - alle Wechsel
Mauerweglauf-Staffel „Hübis Rote Welle“ 2024 – alle Wechsel

Am Mauerweg ist die Mauer weg!

Für manche ist es nur ein Asphaltweg um Berlin herum – für mich ist es die längste Hornhautraspel der Welt!

100 Meilen Berliner Mauer

100 Meilen um (West-)Berlin

Wie bereits im letzten Jahr habe ich auch dieses Jahr wieder beim Mauerweglauf mitgemacht. Diesmal hatte ich sogar die Ehre, als Schlussläufer über die Ziellinie laufen zu dürfen. Leider erst in der Nacht um halb zwei, aber bei einer so langen Gesamtstrecke (161,3 km) ist das halt so! Meine Teilstrecke war etwas länger als im letzten Jahr, offiziell 21,5 km. Ich habe am Ende nur 20,8 gemessen, aber meine GPS Uhr hat vermutlich die Kurven abgerundet. Rund gerechnet war es damit mein erster Halbmarathon auf Zeit, sprich meine längste Wettkampfstrecke bislang.

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Barfuß beim Zugspitzlauf…?!

Am letzten Wochenende habe ich doch tatsächlich am Zugspitzlauf teilgenommen… Nein, nicht an der Zugspitze, sondern an der Lübarser Höhe, es war nämlich der Nordberliner Zugspitzlauf! 😜

Dabei handelt es sich eigentlich um eine fast ganz normale Laufveranstaltung, nur mit ein paar Höhenmetern, weil die Strecke mehrfach über einen „Berg“ führt. Der Freizeitpark Lübars war früher eine Müllhalde und wurde Mitte der 70er Jahre umgestaltet.

Pro gelaufener Runde kommt man viermal über den Berg, das sind rund 4 Kilometer und 72 Höhenmeter. In der längsten Kategorie werden drei Runden gelaufen, so dass man auf unblaubliche 220 Höhenmeter bei 12km kommt – gerade mal ein Zehntel der Gesamtdifferenz an der echten Zugspitze. 😂

Nordberliner Zugspitzlauf Startnummer
Startnummer
Nordberliner Zugspitze
Wo ist der Berg?
Alpenpanorama Lübars
„Alpenpanorama“


Der Veranstalter des Laufevents macht einen ziemlichen Hype um die Aufstiege und wirbt mit so Slogans wie „wenn es sich noch gut anfühlt, ist es nur Joggen – hier gehst Du an Deine Grenzen“ (sinngemäß). Ich finde das etwas albern, denn  bei vielen Orientierungslaufwettkämpfen habe ich schon mehr Höhenmeter (prozentual zur Laufstrecke)… Aber ich will mich gar nicht beschweren, die Idee fand ich auf jeden Fall lustig und für 10,- Euro habe ich mich gerne angemeldet.

Am 18.6.2023 um 10 Uhr fiel der Startschuss. Wie schon beim Herbstwaldlauf habe ich wieder den Fehler gemacht, mich ganz hinten anzustellen. Deswegen ging es auf dem ersten Kilometer nur sehr zäh voran. Außerdem habe ich im Nachhinein festgestellt, dass für die Auswertung nicht die Nettozeit genommen wurde, d.h. bis ich über die Startlinie war, hatte ich schon gut eine Minute Rennzeit vertrödelt, die von der offiziellen Zeit nicht wie sonst üblich abgezogen wurde. 🙄

Höhenprofil
Höhenprofil wie eine Achterbahn, 12x rauf

Auf der ersten Runde habe ich fast das halbe Feld überholt, bis ich in einen Bereich kam, der meinem Tempo entsprach und wo es sich lockerer laufen ließ, ohne Gedränge. Einige „Spezialisten“ haben mich mehrfach am Berg überholt – schnaufend wie eine Dampflok – sind dann aber bergab mit demselben Tempo weitergelaufen, woraufhin ich wieder an ihnen vorbeizog. Das hat mich gewundert, denn ich finde es total ineffizient, bei so einem hügeligen Crosslauf ein konstantes Tempo zu laufen. Ich bin mit sehr kurzen Schritten locker hochgetrabt und konnte bergab oder in den Ebenen gut Tempo machen. So konnte ich einen Schnitt von deutlich unter 6min/km halten und immerhin musste ich nie ins Gehen zurückfallen, wie sehr viele andere bereits am ersten Anstieg.

Der Untergrund war für mich als einziger Barfußläufer sehr abwechslungsreich. Es fing mit glattem Asphalt an, der nach oben hin rauer wurde, die Anstiege 2 und 3 gingen über Wiesen, die Abstiege jeweils wieder grob asphaltiert und die langgezogenen, flacheren Wege im hinteren Teil waren größtenteils geschottert.

Schotterweg
Schotterweg auf der Westseite
Endspurt auf Asphalt
Asphaltierter Endspurt


Dass ich nicht unter einer Stunde bleiben würde, hatte ich mir schon gedacht und so war ich mit einer gemessenen Laufzeit von ca. 1:04:30 sehr zufrieden (offiziell 1:05:23 – brutto). In der Gesamtwertung der Männer bin ich auf Platz 47 von 100, in der AK 50 bin ich 7. geworden. Vorderes Mittelfeld, das ist ganz okay für mich. Allerdings habe ich am Ende einen Kilometer weniger aufgezeichnet, als offiziell ausgeschrieben waren, nämlich nur etwas über 11km.

Hübsche Medaille
Hübsche Medaille
Track und Statistik
Track und Statistik


Als ich mich nach der Siegerehrung spaßeshalber beschwerte, dass es keine Wertung für Barfußläufer gibt (dann hätte ich natürlich gewonnen), folgten noch einige interessante Gespräche mit den Veranstaltern und mit einem Sanitäter, der große Augen machte, als ich ihm von der zerbrochenen Flasche mitten auf der Laufstrecke erzählte, die ich erst auf der dritten Runde im Gras versteckt gesehen hatte… 😬

Vorher Nachher
Vorher / Nachher Bild in zünftiger Lauftracht

Insgesamt fand ich es eine schöne kleine Veranstaltung, die zwar anstrengend war, aber auch sehr viel Spaß gemacht hat. Ich kann mir gut vorstellen, mich nächstes Jahr wieder anzumelden.

Glaube keiner Statistik, die Du nicht selber gefälscht hast

Wenn man so selten Schuhe anzieht, sagt man gerne mal sowas wie „ich bin zu 95% barfuß“. Aber das ist bloß eine Schätzung, denn ich weiß gar nicht genau, wieviel Prozent ich barfuß bin und wie oft ich Schuhe trage. Bis jetzt 😉

Schuhsymbole im BusIch wollte wissen, wie hoch mein Barfußanteil wirklich ist und habe deswegen ein Jahr lang Buch geführt, wann, wie lange und warum ich Schuhe trage. Und zwar auf die Minute genau! Krank, oder? 😳

 

Also hier die Ergebnisse meiner nutzlosen Statistik:

Das Jahr 2022 hatte 8760 Stunden. Nach meinen Aufzeichnungen habe ich in Summe genau 71:15 Stunden Schuhe getragen. Das entspricht  0,8% der Gesamtzeit. Das sind nicht mal drei Tage am Stück, wenn man es zusammenzählt.

Jetzt könnte man aber sagen, das ist geschummelt, weil auch „normale“ Menschen nachts keine Schuhe tragen. Also ziehe ich mal pauschal 8 Stunden pro Nacht ab.  Übrig bleiben 5840 Stunden Tageszeit pro Jahr. Damit bin ich bei 1,2% Schuhtragezeit tagsüber (entspricht viereinhalb Tagen am Stück).

Grob gerundet war ich also 99% des Jahres barfuß und habe nur 1% Schuhe angehabt. Oder anders formuliert:

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Erstaunlich! Ich hätte nicht gedacht, dass der Barfußanteil so hoch ist. Interessant ist die Verteilung der Gründe, warum Schuhe nötig waren (Prozentangaben bezogen auf die Tageszeit abzüglich Nacht):

  • Kälte: 7:39 Stunden (0,13%)

Barfuß im SchneeErstaunlicherweise ist der Anteil wegen sehr niedriger Temperaturen der kleinste. Zum Anfang des Jahres nur etwas über eine Stunde (ich habe am 12.2. überhaupt das erste Mal im Jahr Schuhe angehabt), der Rest im Dezember, größtenteils bei Minusgraden.

  • Orientierungslauf: 18:13 Stunden (0,31%)

OLHätte ich mir einen anderen Sport als ausgerechnet Orientierungslauf (OL) ausgesucht, würde der zweitgrößte Posten glatt ganz wegfallen. Aber bei Wettkämpfen im Wald wäre es zu gefährlich ohne schützende Schuhe. Wettkämpfe in Wohngebieten oder Stadtparks bin ich allerdings auch barfuß gelaufen.

  • Gesellschaftliche Anlässe: 36:50 Stunden (0,63%)

PhilharmonieGesellschaftliche Zwänge waren der mit Abstand häufigste Grund. Also wenn von mir erwartet wurde, dass ich Schuhe trage – oder ich das zumindest annahm – obwohl medizinisch nicht notwendig, weil weder akute Verletzungs- noch Erfrierungsgefahr bestand. Das waren z.B. Firmen- bzw. Kundenveranstaltungen (dort war ich anteilig auch barfuß),  Hotelfrühstücke, Familienfeiern und Theaterbesuche in der Schule. In der Philharmonie war ich tatsächlich barfuß. Hat keinen gestört!

  • Sonstiges: 8:33 Stunden (0,15%)

MatschHinter „Sonstiges“ verbirgt sich u.a. Schmutzvermeidung auf dem Weg zu Nachbarn, Infektionsschutz bei einer Hautverletzung und vermeintliche Sicherheitsvorschriften in einer französischen Schauhöhle und einer Erlebnisschlucht.

Nicht erfasst habe ich das kurzzeitige Tragen von Schuhen im Haus und auf dem Grundstück, also z.B. von der Eingangstür bis zum Waschbecken in der Abstellkammer oder wenn ich zu den Mülltonnen oder zum Kompost im Garten gegangen bin. Da ziehe ich meistens kurz Schlappen an, um keine dreckigen Füße zu bekommen. Wenn man dies noch dazu rechnen würde, kommen vielleicht nochmal 1-2 Stunden drauf, aber das ändert höchstens noch die zweiten Nachkommastellen der obigen Zahlen.

Laufstatistik 2022Ansonsten könnte ich anknüpfend an meine letztjährige Laufstatistik noch erwähnen, dass ich im vergangenen Jahr erstmalig über 1500km gelaufen bin – davon ca. 110km mit Schuhen (auf OL-Wettkämpfen und bei Minusgraden) und ganze 1410km barfuß. Meine längste gelaufene Strecke war 30,55km lang. Das ist doch was!

Und jetzt mein Vorsatz für das neue Jahr: keine Statistiken mehr führen! 🤣

Denn das verleitet nur dazu, die Schuhe auch dann wegzulassen, wenn es eigentlich sinnvoll wäre, welche zu tragen. Ich mach mir dieses Jahr keinen Stress mehr damit, Experiment beendet!

 

100 Meilen für die Erinnerung

Mauerweglauf Startnummer
Startnummer

Anfang August chattete mich ein befreundeter Geocacher an, ob ich Zeit und Lust hätte, beim Berliner Mauerweglauf für eine ausgefallene Läuferin einzuspringen. Da sagte ich gerne zu. Komisch, dass ich vorher noch nie von diesem Lauf gehört hatte, aber ich bin wohl auch nicht die Zielgruppe für einen Ultramarathon mit 161km Länge (100meilen.de).

100 Meilen rund um Berlin
Gesamtstrecke – ich bin den grünen Abschnitt gelaufen

Ja, es gibt tatsächlich jede Menge Verrückte, die diese Distanz alleine laufen. Der Streckenrekord liegt bei 13:06 Stunden, das entspricht einem durchschnittlichen Tempo von 4:53/km, inklusive Pausen (Essen, Trinken, Pipi, rote Ampeln…). Wahnsinn! Aber selbst im flotten Wandertempo – Zeitlimit: 30 Stunden – ist es eine unglaubliche Leistung, (West-)Berlin auf diese Weise zu umrunden.

Neben der reinen Laufveranstaltung soll das jährliche Event vor allem die Erinnerung an die Berliner Mauer mit all ihrem Leid und Unrecht hochhalten. Deshalb wird auch jedes Jahr einem der Opfer gedacht und der Lauf dem/der jeweiligen Mauertoten gewidmet. Zum 10. Jubiläum des Laufes war es  passend, dass der Termin genau auf den 13. August fiel – der Tag, an dem der Mauerbau von Walter Ulbricht angeordnet wurde („Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten“ 🤔). Anmeldetermin ist immer ab dem 9. November, dem Datum der berühmten Pressekonferenz mit Günther Schabowski, die den Mauerfall einläutete: „Das tritt nach meiner Kenntnis… ist das sofort, unverzüglich.“

Wer die Strecke nicht alleine laufen will, kann dies auch in einer 2er- oder 4er-Staffel tun. Und um den Lauf auch für weniger ambitionierte im Submarathonbereich attraktiv zu machen, gibt es die 10Plus-Staffeln, an denen 10 bis 27 Leute teilnehmen können. In so einer hatte ich nun die Ehre, laufen zu dürfen, nämlich „Hübis Rote Welle“ vom LT Bernd Hübner. Ursprünglich sollte ich 15km von Lichtenrade bis Rudow laufen, aber nach einem Tausch war es dann ab Rudow bis zur Eastside Gallery – gut 17,6km, also nur 11 Meilen statt 100.

Iskiate
Tarahumara-Power-Drink „Iskiate“ (1 EL Chia je 100ml Wasser + Limette & Süßes) – besser als es aussieht

Am Vorabend haben wir uns alle zur Ausgabe der Startnummern getroffen und ich konnte das Team kennenlernen. Anschließend war ich noch mit bei der obligatorischen Pasta-Party und konnte einen Eindruck davon bekommen, wie das Teilnehmerfeld bei Ultraläufen so aussieht.

Der Start für die 10er-Staffeln war Samstagmorgen um 8 Uhr – da waren die Einzelläufer schon 2 Stunden unterwegs. Und weil unser zweiter Läufer auf dem Wegstück in geringer Entfernung von zuhause vorbei lief, habe ich ihn angefeuert und ein paar Hundert Meter begleitet. Den restlichen Tag habe ich mich verrückt gemacht und war total angespannt. Ich bin zwar schon öfter weitere Strecken als 17km gelaufen, aber nicht in einem Wettbewerb auf Zeit. Und auch nicht alles auf Asphalt… Dass das Thermometer tagsüber Spitzen über 32°C erreichte, machte es auch nicht besser. 🥺

Als ich dann abends an meinem Startposten in Rudow ankam, hatte ich noch reichlich Zeit, also ging ich erst mal etwas Geocachen und saß dann eine gute Dreiviertelstunde herum und konnte doch noch etwas entspannen. Die ankommenden Läufer konnte man deutlich unterscheiden: die locker flockig joggenden waren Staffelläufer, während für die Einzelläufer jeder Schritt ein Kraftakt war. Sie hatten ja immerhin schon über 130km hinter sich. Es war zwar nicht mehr ganz so heiß wie tagsüber, aber immer noch sehr warm und schwül.

Pfeilmarkierung
Immer diesen Pfeilen zu folgen ist auch Denksport…

Als es dann endlich losging, vergaß ich glatt, meine Uhr zu starten, so dass mir gleich mal 300m in der Aufzeichnung fehlten. 🙄 Und dann musste ich noch ein bisschen Feinjustierung an meiner Rucksack-Bauchlampe-Kombination machen, damit der Lichtkegel nicht so hüpft. Deswegen war der erste Kilometer eher so lala… Der zweite war mit einem Schnitt unter 5 Minuten gleich mal der Schnellste und danach ging es halbwegs gleichmäßig weiter bis Kilometer 14. Ein langes Teilstück ging am maximal langweiligen, weil schnurgeraden Weg zwischen Teltowkanal und A113 entlang. Aber da konnte ich mich wenigstens voll aufs Laufen konzentrieren und eine ganze Reihe Einzelläufer:innen überholen, die verständlicherweise langsamer unterwegs waren. Eine Frau brüllte ihrem Fahrradbegleiter zu: „Barfuß, kuck mal… barfuß! Der ist barfuß… BARFUSS… “ Ich weiß nicht, wie oft sie es noch rief, aber ich sehe das natürlich weniger dramatisch. Im Gegenteil. Ich mag mir gar nicht vorstellen, wie die Füße und Nägel von denen aussehen, die die komplette Strecke in schwitzigen Schuhen und Strümpfen laufen… 😳

Teilstrecke
Meine Teilstrecke von Rudow bis zur Eastside Gallery

Ein paar Mal hatte ich Mühe, den Pfeilen zu folgen, wenn die Abzweigungen nicht so eindeutig waren. Einmal bin ich sogar falsch abgebogen, habe es aber schnell gemerkt und konnte gleich korrigieren. Gegen Ende ließen nicht nur die Kräfte nach, sondern auf den letzten Kilometern ging es auch mitten durch Kreuzberg und da waren viele Ampeln rot, wo ich natürlich warten musste, um nicht disqualifiziert zu werden. An einer der letzten Ampeln stand ich mehrere Minuten, bis sie endlich grün wurde… 😩

Nach dem Wechsel auf unseren Schlussläufer war ich ganz schön fertig und musste erstmal ausdampfen. Deswegen schaffte ich es am Ende auch nicht, wie geplant zum Stadion zu fahren, um beim Zieleinlauf dabei zu sein. Eine verpasste U-Bahn am Bahnhof Friedrichstraße machte endgültig den Strich durch die Rechnung, deswegen begab ich mich direkt auf den Heimweg.

Rotglühend nach dem Lauf
Rote Welle – rotglühend nach dem Lauf
Eastside Gallery
Eastside Gallery – Zielpunkt erreicht
Eastside Gallery Trabi
Wer wird denn gleich durch die Wand fahren?

 


Insgesamt hat unser Team ganz passabel abgeschnitten, bei 51 gestarteten 10er-Staffeln sind wir auf Platz 33 gekommen. Vor allem hat mich aber fasziniert, dass die Planung so präzise hingehauen hat. Trotz der schwülwarmen Hitze sind fast alle in ihrer geplanten Zeit gelaufen, die meisten mit weniger als 5 Minuten Abweichung. Das muss uns erstmal eine andere Staffel nachmachen!

Ich hatte das erste Mal seit Jahren wieder einen richtigen Muskelkater, der sich über mehrere Tage hinzieht. Bei nächsten Mal werde ich versuchen, langsamer loszulaufen und am Ende nicht so einzubrechen. Ich hoffe ja, dass es ein nächstes Mal gibt, denn das war – trotz der vergleichsweisen „Kurzstrecke“ – ein tolles Erlebnis! Aber als Nächstes kommt erstmal der B2Run, da muss ich nur 5,4km laufen – lächerlich 🤣

Laufstatistik
Meine Laufstatistik – hintenraus stark nachlassend
Das ganze Team
Staffel Hübis Rote Welle – an allen Wechselpunkten

Sieger der Herzen

Letzten Sonntag war ich beim 36. Frohnaulauf dabei. Das ist ein 10km Straßenlauf ganz im Norden von Berlin. Vor drei Jahren war ich da bereits mitgelaufen und jetzt hatte ich mich nach den ganzen warmen Tagen schon darauf eingestellt, kurzärmlig und -hosig laufen zu können. Aber Pustekuchen! In der Nacht waren -4°C und beim Abholen der Startnummer morgens habe ich mir ganz schön einen abgefroren. 🥶

Die Strecke ist auf 5km ausgelegt, so dass beim Hauptlauf zwei identische Runden gelaufen werden. Kurz vor dem Start um 10:45 Uhr waren immerhin schon +2°C und es schien die Sonne, was es schon fast angenehm machte. Eine Frau, schätzungsweise Mitte 60, pirschte sich von hinten an und erschreckte mich mit „hast Du keine kalten Füße?“ Kaum gesprochen bückte sie sich auch schon runter und grapschte meine Füße an, um sich selbst zu überzeugen. Hallo??? Es mag ja eine berechtigte Frage sein bei den Temperaturen, aber einfach so anfassen – das ist fast so wie ungefragt einen Babybauch zu streicheln. Geht gar nicht! Also bitte vorher fragen! 🙄

Frohnaulauf 1. Runde
Frohnaulauf – auf der ersten Runde

Der Lauf selbst ging ganz gut los und ich war nach den ersten paar Zwischenzeiten meiner GPS-Uhr erstaunt, dass ich doch recht schnell unterwegs war. Am Vortag hatte ich nämlich noch einen Orientierungslauf-Wettkampf im Kienbergpark gehabt und der war mit 180 Höhenmetern sehr kraftraubend. Deshalb hatte ich mir keine Rekordzeiten ausgemalt. Ich wollte einfach nur schneller sein, als beim letzten Mal.

Frohnaulauf 2. Runde
Frohnaulauf – auf der zweiten Runde
Laufshirt: Wo sind meine Schuhe?
Mein bewährtes Laufshirt…

Das habe ich auch geschafft! Mit einer Zeit von 48:22 (4:46 pro Kilometer) bin ich mehr als zufrieden, das ist fast 7 Minuten schneller als 2019. Ich hätte nicht gedacht, dass ich so ein Tempo über 10km durchhalte.

Leider gewinnt man aber mit einer persönlichen Bestzeit trotzdem keinen Blumentopf. Hätte es eine eigene Wertung für Barfußläufer gegeben, wäre ich Erster geworden (weil Einziger), aber so gehe ich im Feld der Läufer unter und beschränke mich darauf, mein eigener Sieger zu sein! 🙂

Siegerpodest
Inoffizieller Sieger
Frohnaulauf - Urkunde
Frohnaulauf – Urkunde

Auf leisen Sohlen

Barfuß hört man!

Gestern lief ich wieder eine längere Runde durch den Tegeler Forst und durch Heiligensee. Und an einer Straße, wo ich stehen blieb, sprach mich plötzlich ein älterer Mann von der Seite an:

„Bist Du barfuß?“

Ich war erstmal etwas erstaunt, wenn nicht sogar genervt über diese Frage und gab zurück:

„Ja, sieht so aus, oder?“

Daraufhin er wieder:

„Das finde ich ja ganz toll. Das hört man.“

Da sah ich erst das Blindenzeichen an seiner Mütze und es tat mir leid, dass ich erst so patzig war.

„Oh Sie sehen nichts, tschuldigung! Ja ich bin seit Jahren nur noch barfuß unterwegs und es geht mir besser damit, also gesundheitlich und auch sonst.
Konnten Sie das wirklich hören?“

Er:

„Ja! Das hört sich ganz anders an.“

Ist das nicht klasse?! Der Mann hat gehört, dass ich barfuß rumlaufe und war ganz begeistert. Das finde ich großartig!

Klar, barfuß kracht man nicht so in den Boden und deswegen ist man wohl leiser unterwegs. Wie oft haben sich schon Spaziergänger erschrocken, die ich beim Joggen überholt habe, weil sie mich nicht kommen hörten! Denen fehlte das typische „Chrrrppp, chrrrppp, chrrrppp, chrrrppp…“ (gekiester Fußweg), um mich akustisch als Jogger zu erkennen.

Wenig später begegnete ich dem Mann nochmal in der Gegenrichtung und bevor ich etwas sagen konnte, rief er mir aus 5 Meter Entfernung schon zu:

„Ja, das hört man ganz deutlich!“

Er hatte mich schon wieder von Weitem erkannt. Grandios!

Lauf am Tegeler Fließ
Lautlos unterwegs (Beispielbild)

Mit dem Deichläufer übers Rollfeld

Tempelhofer Abendhimmel

Vor ein paar Tagen schrieb ich Volker vom Laufblog deichlaeufer.de an, wann er das nächste Mal in Berlin ist, denn ich wusste, dass er ab und zu mal von Oldenburg nach Berlin kommt, um hier ein paar Tage zu verbringen.

Wir kannten uns bis dahin nur vom Schreiben und Kommentieren in unseren Blogs, aber nicht persönlich. Er schrieb dann auch gleich zurück, dass er grad da ist und auch Zeit hätte, mit mir Laufen zu gehen. Upps, doch so kurzfristig?!

Okay, zwei Tage später fuhr ich hin, zu seiner super gelegenen Wohnung direkt am Tempelhofer Feld. Und einen Parkplatz habe ich sogar auch gleich gefunden (das ist absolut erwähnenswert!).

Mit Volker unterwegs

Laufstrecke ums Tempelhofer FeldBei beginnender Dämmerung (siehe Bild oben) starteten wir eine gemütliche Laufrunde einmal außen rum um den ehemalilgen Innenstadt-Flughafen und zwischendurch weihte ich Volker noch in die Geheimnisse(?) des Geocachings ein. Unter anderem, dass man dabei auch gerne mal auf einen Baum klettern darf, wenn es sein muss. Während Volker unter dem Baum vor Höhenangst mit den Knien schlotterte, freute ich mich oben über einen Kletter-Cache, der gar nicht so hoch ist, wie es normalerweise bei der Wertung zu erwarten wäre. Wie unterschiedlich die Wahrnehmung doch sein kann 😉

Auf dem Baum (von unten)Auf dem Baum (von oben)

Durch die Zwischenstopps, bei denen es neben der Cachesuche auch noch zu einem längeren Gespräch mit einem Jogger kam, der am Barfußlaufen interessiert war, wurde es gegen Ende schon ziemlich dunkel und ich ärgere mich, dass ich vorher nicht  noch mehr Fotos von uns gemacht habe. Die hier sind schon zur Hälfte von Volker… Beim nächsten Mal mach ich mehr!

Mit protein- und kohlehydratreicher Sportlernahrung und isotonischen Powerdrinks (also Pizza und Bier) ließen wir den Abend dann gemütlich ausklingen. Das werden wir auf jeden Fall wiederholen!

Pizza und Prost

Hier noch die Links zu Volkers Blogs:

Barfuß im Radio

Hey, ich war im Radio! 🙂

Vor einiger Zeit schrieb mich eine Redakteurin des Radiosenders M94.5 an, ob ich für ein Interview bereit wäre, zum Thema „Barfuß-Lifestyle“. Klar war ich das!

„Lifestyle“ klingt zwar für mich etwas abgehoben und künstlich – ich geh einfach barfuß, nix Lifestyle – genauso wie ich auch kein „Natural Running“ praktiziere. Ich laufe einfach ohne Laufschuhe! Aber für ein junges Publikum muss man das wohl so bezeichnen, damit es spannend klingt. 😉

Egal, ich will keine Haarspalterei betreiben. Es war sehr interessant für mich. Außer mir wurde auch noch Vivian Gläsel aka „Vivi Barfuß“ interviewt. Damit ist in dem kurzen Beitrag eigentlich alles drin, was man wissen muss.

Ich darf den Mitschnitt mit freundlicher Erlaubnis hier veröffentlichen, hier ist das Endergebnis beider Gespräche: