Es ist ja schon einige Zeit her, dass ich zuletzt einen B2Run gelaufen bin. In den Jahren 2020 und 2021 ist diese bundesweite Großveranstaltung wegen der Pandemie ausgefallen, aber dieses Jahr fand er wieder statt. In München konnte ich leider nicht mitlaufen, weil ich da im Urlaub war, aber in Berlin hat es wieder geklappt, so dass ich die lückenlose Serie seit 2005 fortsetzen konnte (die ausgefallenen Jahre zählen ja nicht).
Als ich am Olympiastadion ankam, war der Vorplatz überschaubar dünn mit Menschen gefüllt. Auch der übliche Krach (hochmotivierte, nervige Radiomoderatoren mit Bum-Bum-Musik) hielt sich diesmal in Grenzen. Mit rund 8200 Teilnehmern liefen dieses Jahr nur halb so viele mit wie sonst. Immerhin ging der Start dadurch auch schneller über die Bühne. Ich war im zweiten Startblock, gleich nach den sog. „Durchstartern“ (die ganz Schnellen).
Bei perfekten Bedingungen – nicht zu warm, nicht zu kalt – ging ich gegen 18:20 Uhr über die Startlinie und lief los. Die Strecken werden von Jahr zu Jahr kürzer, dieses Jahr waren es nur noch 5,4km und ich malte mir eine Zeit um die 25 Minuten dafür aus, vielleicht sogar darunter?!
Die ersten zwei Kilometer lief ich gleich schnell mit einem Schnitt von 4:28 pro Kilometer. Dann musste ich aber etwas Fahrt rausnehmen, denn das Tempo war doch knapp über meinem Limit. Weil ich am Ende auf dem letzten halben Kilometer nochmal richtig Gas geben konnte, ging ich offiziell mit 24:24,6 über die Ziellinie, was insgesamt einem Durchschnittstempo von 4:31 entspricht. Das ist nochmal deutlich schneller als beim Frohnaulauf – freu! 😇
Im Berliner Zielbereich gibt’s leider nur lauwarmes Wasser, aber nachdem ich mit der Finisher-Medaille (aus Kostengründen die vom ausgefallenen Lauf 2020) aus dem Stadion kam, gab es noch einen eisgekühlten Apfel und ein alkoholfreies Weißbier im Miniaturformat.
Das hat mir in München immer deutlich besser gefallen, da gibt’s das kalte Bier gleich hinterm Ziel und zwar in einer g’scheiten Größe! 🍺
Leider habe ich dieses Jahr überhaupt keine anderen Barfußläufer gesehen. 2019 waren einige andere auf blanken Sohlen unterwegs. Aber offenbar laufen immer mehr Leute mit Minimalschuhen, davon sehe ich von Jahr zu Jahr mehr – immerhin!
Da es auch beim B2Run keine eigene Wertung für Barfußläufer gibt (dann hätte ich wohl gewonnen), muss ich mich mit einer üblichen Platzierung begnügen. Aber Platz 503 der Gesamtwertung und 18. in der Ü50 ist gar nicht so übel! So weit vorne war ich noch nie! Ich bin gespannt aufs nächste Jahr…
Anfang August chattete mich ein befreundeter Geocacher an, ob ich Zeit und Lust hätte, beim Berliner Mauerweglauf für eine ausgefallene Läuferin einzuspringen. Da sagte ich gerne zu. Komisch, dass ich vorher noch nie von diesem Lauf gehört hatte, aber ich bin wohl auch nicht die Zielgruppe für einen Ultramarathon mit 161km Länge (100meilen.de).
Ja, es gibt tatsächlich jede Menge Verrückte, die diese Distanz alleine laufen. Der Streckenrekord liegt bei 13:06 Stunden, das entspricht einem durchschnittlichen Tempo von 4:53/km, inklusive Pausen (Essen, Trinken, Pipi, rote Ampeln…). Wahnsinn! Aber selbst im flotten Wandertempo – Zeitlimit: 30 Stunden – ist es eine unglaubliche Leistung, (West-)Berlin auf diese Weise zu umrunden.
Neben der reinen Laufveranstaltung soll das jährliche Event vor allem die Erinnerung an die Berliner Mauer mit all ihrem Leid und Unrecht hochhalten. Deshalb wird auch jedes Jahr einem der Opfer gedacht und der Lauf dem/der jeweiligen Mauertoten gewidmet. Zum 10. Jubiläum des Laufes war es passend, dass der Termin genau auf den 13. August fiel – der Tag, an dem der Mauerbau von Walter Ulbricht angeordnet wurde („Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten“ 🤔). Anmeldetermin ist immer ab dem 9. November, dem Datum der berühmten Pressekonferenz mit Günther Schabowski, die den Mauerfall einläutete: „Das tritt nach meiner Kenntnis… ist das sofort, unverzüglich.“
Wer die Strecke nicht alleine laufen will, kann dies auch in einer 2er- oder 4er-Staffel tun. Und um den Lauf auch für weniger ambitionierte im Submarathonbereich attraktiv zu machen, gibt es die 10Plus-Staffeln, an denen 10 bis 27 Leute teilnehmen können. In so einer hatte ich nun die Ehre, laufen zu dürfen, nämlich „Hübis Rote Welle“ vom LT Bernd Hübner. Ursprünglich sollte ich 15km von Lichtenrade bis Rudow laufen, aber nach einem Tausch war es dann ab Rudow bis zur Eastside Gallery – gut 17,6km, also nur 11 Meilen statt 100.
Am Vorabend haben wir uns alle zur Ausgabe der Startnummern getroffen und ich konnte das Team kennenlernen. Anschließend war ich noch mit bei der obligatorischen Pasta-Party und konnte einen Eindruck davon bekommen, wie das Teilnehmerfeld bei Ultraläufen so aussieht.
Der Start für die 10er-Staffeln war Samstagmorgen um 8 Uhr – da waren die Einzelläufer schon 2 Stunden unterwegs. Und weil unser zweiter Läufer auf dem Wegstück in geringer Entfernung von zuhause vorbei lief, habe ich ihn angefeuert und ein paar Hundert Meter begleitet. Den restlichen Tag habe ich mich verrückt gemacht und war total angespannt. Ich bin zwar schon öfter weitere Strecken als 17km gelaufen, aber nicht in einem Wettbewerb auf Zeit. Und auch nicht alles auf Asphalt… Dass das Thermometer tagsüber Spitzen über 32°C erreichte, machte es auch nicht besser. 🥺
Als ich dann abends an meinem Startposten in Rudow ankam, hatte ich noch reichlich Zeit, also ging ich erst mal etwas Geocachen und saß dann eine gute Dreiviertelstunde herum und konnte doch noch etwas entspannen. Die ankommenden Läufer konnte man deutlich unterscheiden: die locker flockig joggenden waren Staffelläufer, während für die Einzelläufer jeder Schritt ein Kraftakt war. Sie hatten ja immerhin schon über 130km hinter sich. Es war zwar nicht mehr ganz so heiß wie tagsüber, aber immer noch sehr warm und schwül.
Als es dann endlich losging, vergaß ich glatt, meine Uhr zu starten, so dass mir gleich mal 300m in der Aufzeichnung fehlten. 🙄 Und dann musste ich noch ein bisschen Feinjustierung an meiner Rucksack-Bauchlampe-Kombination machen, damit der Lichtkegel nicht so hüpft. Deswegen war der erste Kilometer eher so lala… Der zweite war mit einem Schnitt unter 5 Minuten gleich mal der Schnellste und danach ging es halbwegs gleichmäßig weiter bis Kilometer 14. Ein langes Teilstück ging am maximal langweiligen, weil schnurgeraden Weg zwischen Teltowkanal und A113 entlang. Aber da konnte ich mich wenigstens voll aufs Laufen konzentrieren und eine ganze Reihe Einzelläufer:innen überholen, die verständlicherweise langsamer unterwegs waren. Eine Frau brüllte ihrem Fahrradbegleiter zu: „Barfuß, kuck mal… barfuß! Der ist barfuß… BARFUSS… “ Ich weiß nicht, wie oft sie es noch rief, aber ich sehe das natürlich weniger dramatisch. Im Gegenteil. Ich mag mir gar nicht vorstellen, wie die Füße und Nägel von denen aussehen, die die komplette Strecke in schwitzigen Schuhen und Strümpfen laufen… 😳
Ein paar Mal hatte ich Mühe, den Pfeilen zu folgen, wenn die Abzweigungen nicht so eindeutig waren. Einmal bin ich sogar falsch abgebogen, habe es aber schnell gemerkt und konnte gleich korrigieren. Gegen Ende ließen nicht nur die Kräfte nach, sondern auf den letzten Kilometern ging es auch mitten durch Kreuzberg und da waren viele Ampeln rot, wo ich natürlich warten musste, um nicht disqualifiziert zu werden. An einer der letzten Ampeln stand ich mehrere Minuten, bis sie endlich grün wurde… 😩
Nach dem Wechsel auf unseren Schlussläufer war ich ganz schön fertig und musste erstmal ausdampfen. Deswegen schaffte ich es am Ende auch nicht, wie geplant zum Stadion zu fahren, um beim Zieleinlauf dabei zu sein. Eine verpasste U-Bahn am Bahnhof Friedrichstraße machte endgültig den Strich durch die Rechnung, deswegen begab ich mich direkt auf den Heimweg.
Insgesamt hat unser Team ganz passabel abgeschnitten, bei 51 gestarteten 10er-Staffeln sind wir auf Platz 33 gekommen. Vor allem hat mich aber fasziniert, dass die Planung so präzise hingehauen hat. Trotz der schwülwarmen Hitze sind fast alle in ihrer geplanten Zeit gelaufen, die meisten mit weniger als 5 Minuten Abweichung. Das muss uns erstmal eine andere Staffel nachmachen!
Ich hatte das erste Mal seit Jahren wieder einen richtigen Muskelkater, der sich über mehrere Tage hinzieht. Bei nächsten Mal werde ich versuchen, langsamer loszulaufen und am Ende nicht so einzubrechen. Ich hoffe ja, dass es ein nächstes Mal gibt, denn das war – trotz der vergleichsweisen „Kurzstrecke“ – ein tolles Erlebnis! Aber als Nächstes kommt erstmal der B2Run, da muss ich nur 5,4km laufen – lächerlich 🤣
Letzten Sonntag war ich beim 36. Frohnaulauf dabei. Das ist ein 10km Straßenlauf ganz im Norden von Berlin. Vor drei Jahren war ich da bereits mitgelaufen und jetzt hatte ich mich nach den ganzen warmen Tagen schon darauf eingestellt, kurzärmlig und -hosig laufen zu können. Aber Pustekuchen! In der Nacht waren -4°C und beim Abholen der Startnummer morgens habe ich mir ganz schön einen abgefroren. 🥶
Die Strecke ist auf 5km ausgelegt, so dass beim Hauptlauf zwei identische Runden gelaufen werden. Kurz vor dem Start um 10:45 Uhr waren immerhin schon +2°C und es schien die Sonne, was es schon fast angenehm machte. Eine Frau, schätzungsweise Mitte 60, pirschte sich von hinten an und erschreckte mich mit „hast Du keine kalten Füße?“ Kaum gesprochen bückte sie sich auch schon runter und grapschte meine Füße an, um sich selbst zu überzeugen. Hallo??? Es mag ja eine berechtigte Frage sein bei den Temperaturen, aber einfach so anfassen – das ist fast so wie ungefragt einen Babybauch zu streicheln. Geht gar nicht! Also bitte vorher fragen! 🙄
Der Lauf selbst ging ganz gut los und ich war nach den ersten paar Zwischenzeiten meiner GPS-Uhr erstaunt, dass ich doch recht schnell unterwegs war. Am Vortag hatte ich nämlich noch einen Orientierungslauf-Wettkampf im Kienbergpark gehabt und der war mit 180 Höhenmetern sehr kraftraubend. Deshalb hatte ich mir keine Rekordzeiten ausgemalt. Ich wollte einfach nur schneller sein, als beim letzten Mal.
Das habe ich auch geschafft! Mit einer Zeit von 48:22 (4:46 pro Kilometer) bin ich mehr als zufrieden, das ist fast 7 Minuten schneller als 2019. Ich hätte nicht gedacht, dass ich so ein Tempo über 10km durchhalte.
Leider gewinnt man aber mit einer persönlichen Bestzeit trotzdem keinen Blumentopf. Hätte es eine eigene Wertung für Barfußläufer gegeben, wäre ich Erster geworden (weil Einziger), aber so gehe ich im Feld der Läufer unter und beschränke mich darauf, mein eigener Sieger zu sein! 🙂
Früher habe ich laufen gehasst! Als Schüler schon. Ich mochte es nie, wenn wir im Sportunterricht laufen mussten – womöglich auch noch zu Fuß… 😉 Ich konnte es einfach nicht. Später war ich im Schwimmverein und das schließt sich sowieso gegenseitig aus – dachte ich zumindest. Ich war der festen Überzeugung, wenn man schwimmt, dann läuft man nicht und umgekehrt. Diese Denkweise hat sich in meinen Zwanzigern fortgesetzt, als ich nach einer Klassenfahrt zur Seefahrt gekommen bin und ein paar Jahre lang Crewmitglied auf einem Großsegler war. Und wenn man Seemann ist, dann läuft man nicht. Und als Schwimmer UND Seemann schon gar nicht! Basta!
Das ist natürlich Blödsinn, war für mich aber eine super Ausrede, um meine Abneigung gegen das Laufen begründen zu können.
Die ersten Schritte (in Schuhen)
2004 ging ich zum ersten Mal in meinem Leben freiwillig laufen. Ich weiß nicht mehr genau, was mich getrieben hat, aber ich war damals arbeitslos und hatte vermutlich einfach Zeit… Ich erinnere mich noch genau, dass ich gerade mal 20 Minuten unterwegs war, aber fix und fertig mit der Welt. Trotzdem wiederholte ich es ein paar Mal.
Kurz drauf fing ich wieder an zu arbeiten und durch meinen Arbeitgeber kam noch mehr Motivation auf, regelmäßig laufen zu gehen, denn wir nahmen einmal im Jahr am Firmenlauf (B2RUN) teil – 15 Jahre lang. Das machte viel Spaß, aber wirklich trainieren mochte ich dafür nicht. Es war anstrengend und häufig taten mir hinterher die Knie weh. Nach einem Laufschuhwechsel wurde es ganz schlimm: die Achillessehne schmerzte und verhinderte weiteres Laufen sogar vollständig.
Richtig laufen lernen (ohne Schuhe)
Das war der Auslöser, warum ich mit dem Barfußgehen und kurz drauf auch Barfußlaufen begann. Die Schmerzen gingen davon weg und es machte nach und nach immer mehr Spaß, die Welt unter den Füßen zu spüren. Plötzlich lief ich gerne und auch öfter. Weil es cool war und keine Quälerei mehr. Ich lief aus Freude am Barfußlaufen und achtete überhaupt nicht aufs Tempo, sondern lief bewusst langsam. Komischerweise machte mich genau das schneller, wie ich bei meinem ersten barfüßigen B2RUN feststellte.
Neben dem Spaß tat mir vor Allem nichts mehr weh nach dem Laufen! Das liegt sicher auch daran, dass ich erst ohne Schuhe gelernt habe, zu laufen wie ein Mensch, sprich: wie die Natur das vorgesehen hat. Immer wieder fügte sich ein Puzzleteil ins Gesamtbild des natürlichen Laufstils, der so mühelos und effizient sein kann, anstatt mit jedem Schritt unnötig viel Kraft zu vergeuden. Dabei habe ich im Laufe der Jahre zu unterscheiden gelernt, welche Anleitungen gut sind und was völliger Schrott ist (95% aller YouTube Videos zum Beispiel).
Als ich dann auch noch die bayerischen Schotterwege gegen Berliner bzw. Brandenburgische Sandwege tauschen durfte, wurde ich endgültig zum leidenschaftlichen Langstreckenläufer und steigerte mein Laufpensum aus purem Spaß daran.
„Lockerer“ wird automatisch „länger“
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Ich habe versucht, mich an anderen barfüßigen Langstreckenläufern zu orientieren und deren lockeren Laufstil „abzugucken“. Allen voran Anna McNuff, die fast 4000km barfuß durch ganz Großbritannien gelaufen ist. Aber auch der „Barfußdruide“ Achim Krüger, der fast jeden Tag 20km rennt oder Alex Kiesow, der quasi jede Woche einen Marathon oder Ultramarathon läuft, meistens barfuß oder in Sandalen. Zusätzlich bekräftigt hat mich natürlich auch das Buch „Born to Run“ von Christopher McDougall, vor allem das Kapitel 25 über den Werdegang der Laufschuhe, die der Grund allen Übels sind! 😉
Dadurch beeinflusst konnte ich meinen Laufstil optimieren, so dass ich lockerer und ruhiger laufen konnte, was auf Dauer weniger anstrengt und deutlich längere Strecken ermöglicht. So konnte ich meine Läufe bald auf über 10… 12… 15… 18… und schließlich über 20 Kilometer ausdehnen.
Mein Rekordjahr 2021
Wie man an obigen drei Beispielen sieht, gibt es Leute, die um ein Vielfaches mehr laufen als ich. Aber für meine Verhältnisse war 2021 DAS Laufjahr für mich. Bereits 2020 hatte ich über Tausend Laufkilometer geschafft, aber 2021 gab es noch ein paar mehr Steigerungen. Ich hatte mir vorgenommen, jeden Monat mindestens 100km zu laufen – das bin ich früher im ganzen Jahr nicht gelaufen! Dieses Ziel habe ich leider knapp verfehlt. Mehrere kleine Verletzungen – Zeh angestoßen (mit Schuhen!) und danach Knie beim Radfahren geprellt – brachten für Oktober und November zusammen genommen gerade mal 50km auf die Uhr. Mit einer Gesamtstrecke von über 1350km habe ich dennoch im Durchschnitt über 100km pro Monat geschafft. Und ich bin insgesamt 12 Mal über 20km gelaufen, also auch im Schnitt jeden Monat einmal (echte Verteilung siehe Grafik). Den letzten Zwanziger habe ich noch an Silvester gemacht und mit über 26km meine längste bisher gelaufene Strecke geschafft. 😎
All das ist nur passiert, weil das Laufen ohne Schuhe leichter geht, weniger anstrengend ist, weniger wehtut und vor allem viel, viel mehr Spaß macht! Barfuß kann ich einfach länger… 😀
Ein kluger Mensch hat mal gesagt „es gibt zwei Phasen im Leben eines Barfüßers: vor und nach der Erfrierung“. Ich habe das bisher für Unsinn gehalten, aber man lernt ja nie aus und nachdem ich in den letzten Jahren verschont geblieben war, habe ich es in meinem 5. Barfußwinter nun doch in den Klub der Phase-2-Barfüßer geschafft 😳
In meinem letzten Blogbeitrag habe ich ja noch beschrieben, wie paradox warm sich die Füße auf Schnee anfühlen können. Ich glaube auch, dass es damals tatsächlich so war, aber dieses Gefühl kann leider sehr trügerisch sein. Bei Minusgraden ist es offenbar so, dass die Füße auch nach einiger Zeit nicht mehr kalt sind – aber nicht, weil sie warm werden, sondern weil die Kälte- bzw. Schmerzsensoren in der Haut keine Rückmeldung mehr geben. 🥶
Wer nicht hören will, muss (er)frieren
Das ist mir nämlich passiert, als ich im Februar bei -7°C eine kleine Laufrunde machte. Dass ich bei so niedrigen Temperaturen nicht mit nackter Sohle laufen wollte, war mir klar, also hatte ich die Wahl zwischen offenen und geschlossenen Minimalschuhen. Heldenhaft wie ich bin, entschloss ich mich für die Sandalen, nahm die Neopren Füßlinge aber in der Tasche mit – falls es doch zu kalt wird.
Nach knapp 2km Eiseskälte fühlte sich wieder alles wunderbar an und ich lief die Runde von ca. 6,5km in den offenen Schuhen zuende. Zum Glück war es nur so kurz (zu der Zeit lief ich meistens eher um die 15km), denn hinterher war die Haut an den Zehen deutlich weiß – ein Zeichen für Erfrierungen ersten Grades!
Ein Foto, dass ich auf halber Strecke aufgenommen hatte (oberes Bild), hätte mich schon warnen müssen, aber ohne Brille habe ich das nicht erkannt und wechselte deshalb nicht sofort auf die geschlossenen Schuhe.
Abends und am nächsten Tag brannten die Zehen etwas und ich ging wie auf rohen Eiern, aber danach war alles wieder gut… dachte ich.
Der Hornhaut auf die Pelle gerückt
Nach ca. 5 Wochen begann sich die Haut unter meinen Füßen zu pellen. Das hatte ich vorher noch nie und dachte erst, Schuld sei die Kombination aus der neuen Schrundensalbe (25% Urea) und zwei längeren Läufen über 20km, die der Haut zusetzten. Aber durch ähnliche Berichte aus dem Barfußforum weiß ich, dass das die Folge der Erfrierungen war. Die erfrorene Haut stirbt ab und wird irgendwann abgeworfen, sobald sich darunter eine neue gebildet hat. Meine Zehen haben sich komplett runderneuert (mehr als auf dem Bild zu sehen ist). Die neue Haut ist jetzt allerdings deutlich empfindlicher und muss erst wieder an die hohen Anforderungen gewöhnt werden…
Fazit
Was lernen wir daraus? Im Winter nie mehr ohne Brille laufen gehen! Sonst hätte ich die weißen Zehen früher erkannt 😂
Nein, im Ernst: ich habe daraus gelernt, das es sich nicht rentiert, den Helden zu spielen und dass es bei Minusgraden keine Kompromisse gibt. Wenn die Haut nicht mehr zuverlässig melden kann, dass sie geschädigt wird, sind geschlossene Schuhe unverzichtbar. Dafür sind sie da!
Ich werde unter Null Grad nicht mehr barfuß rausgehen, höchstens zum Schneeschippen vorm Haus. Mehr aber nicht!
Vor ein paar Tagen hat es in Berlin geschneit. Nicht besonders viel, aber immerhin so, dass ein paar Zentimeter liegen geblieben sind, bevor alles bei leichten Plusgraden wieder weggetaut ist. Das wollte ich natürlich ausnutzen, gab es doch bisher keine Gelegenheit auf Schnee zu laufen, seit wir in Berlin wohnen.
In den letzten Wochen war die Außentemperatur meistens bei 3-6°C, was ich teilweise schon als unangenehm kalt unter den Füßen empfand. Jetzt, bei nur 2°C, leichtem Schneeregen und mittelstarkem Seitenwind waren die Bedingungen eigentlich alles andere als optimal. Aber ich wollte unbedingt auf Schnee laufen, bevor er wieder weg ist. Deswegen nahm ich mir nur eine kurze Runde von 3-4km vor, weil ich damit rechnete, dass mir auf dem nassen Schnee recht schnell die Füße einfrieren werden.
Unerwartetes Temperaturempfinden
Komischerweise war aber genau das Gegenteil der Fall! Die ersten 500m auf Straße und asphaltiertem Fuß-/Radweg (ohne Schnee) waren noch sehr frostig, aber sobald ich auf den Schnee kam, wurde es deutlich angenehmer. Nach einem weiteren knappen Kilometer entschloss ich mich deshalb, nicht die Abzweigung zur kurzen Runde zu nehmen, sondern meine Standardstrecke von rund 7km zu laufen. Und obwohl ich auf dem freien Feld direkt dem eisigen Wind ausgesetzt war, wurden die Füße plötzlich immer wärmer. Das ist mir im gesamten Dezember nicht passiert. Und jetzt sogar bei diesen schlechten Bedingungen… Auch bei den kurzen Pausen, bei denen ich meinen Lauf gefilmt hatte, kühlten die Füße kein bisschen aus. Auf dem Schnee hätte ich noch gerne 10km weiter laufen können.
Ist Schnee „wärmer“ als Asphalt?
Am Ende kam ich wieder auf der schneefreien, nassen Straße zu laufen und da wurden die Füße ganz schnell wieder eisig kalt.
Deshalb komme ich zu dem Schluss, dass es nicht an meiner allgemeinen körperlichen Verfassung lag, sondern dass es auf dem Schnee wirklich weniger kalt war als auf der Straße – zumindest gefühlt.
Wie kann das sein? Beides wird wohl objektiv ungefähr dieselbe Temperatur gehabt haben und nasser Schnee sollte sich zumindest theoretisch kälter anfühlen als der Asphalt. Dachte ich…?!
Ich kann mich erinnern, dass ich auch schon bei meinen Schneeläufen in Bayern den Eindruck hatte, dass es sich auf dem weichen Pulver angenehmer läuft als auf anderen Untergründen. Vor allem aber dass ich den Schnee als weniger kalt wahrnehme als die nassen Straßen.
Die einzige Erklärung, die ich dafür habe, ist die Beschaffenheit des Schnees. Schnee ist nicht so dicht wie Asphalt oder Betonplatten und hat viele Lufteinschlüsse. Er lässt sich also zusammendrücken. Vielleicht entsteht dann beim Laufen auf dem Schnee Wärme durch die Reibung beim Komprimieren der Schneeflocken? Vielleicht ist es aber auch einfach die eingeschlossene Luft selbst, die weniger kalt ist und beim Drauftreten entweicht? Ich empfinde die Lufttemperatur nämlich auch weniger kalt als die Bodentemperatur bei direkter Berührung. Ob sie es wirklich ist, weiß ich nicht. Aber gerade bei Wind hätte ich den gegenteiligen Effekt erwartet, Stichwort: Windchill. Wie paradox!
Was immer es ist, es scheint so, dass ich auf Schnee länger laufen kann, als auf nasskalter Straße. Und es macht wirklich Spaß! Schade nur, dass der Schnee hier nicht lange liegen bleibt. Jetzt ist er schon wieder weg…
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Nachtrag:
Es hat tatsächlich in den folgenden Wochen noch mehrfach geschneit in Berlin und ich konnte weitere Runden auf dem schönen Schnee laufen, hier z.B. eine etwas längere Runde von knapp 13km:
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Vor ein paar Tagen schrieb ich Volker vom Laufblog deichlaeufer.de an, wann er das nächste Mal in Berlin ist, denn ich wusste, dass er ab und zu mal von Oldenburg nach Berlin kommt, um hier ein paar Tage zu verbringen.
Wir kannten uns bis dahin nur vom Schreiben und Kommentieren in unseren Blogs, aber nicht persönlich. Er schrieb dann auch gleich zurück, dass er grad da ist und auch Zeit hätte, mit mir Laufen zu gehen. Upps, doch so kurzfristig?!
Okay, zwei Tage später fuhr ich hin, zu seiner super gelegenen Wohnung direkt am Tempelhofer Feld. Und einen Parkplatz habe ich sogar auch gleich gefunden (das ist absolut erwähnenswert!).
Bei beginnender Dämmerung (siehe Bild oben) starteten wir eine gemütliche Laufrunde einmal außen rum um den ehemalilgen Innenstadt-Flughafen und zwischendurch weihte ich Volker noch in die Geheimnisse(?) des Geocachings ein. Unter anderem, dass man dabei auch gerne mal auf einen Baum klettern darf, wenn es sein muss. Während Volker unter dem Baum vor Höhenangst mit den Knien schlotterte, freute ich mich oben über einen Kletter-Cache, der gar nicht so hoch ist, wie es normalerweise bei der Wertung zu erwarten wäre. Wie unterschiedlich die Wahrnehmung doch sein kann 😉
Durch die Zwischenstopps, bei denen es neben der Cachesuche auch noch zu einem längeren Gespräch mit einem Jogger kam, der am Barfußlaufen interessiert war, wurde es gegen Ende schon ziemlich dunkel und ich ärgere mich, dass ich vorher nicht noch mehr Fotos von uns gemacht habe. Die hier sind schon zur Hälfte von Volker… Beim nächsten Mal mach ich mehr!
Mit protein- und kohlehydratreicher Sportlernahrung und isotonischen Powerdrinks (also Pizza und Bier) ließen wir den Abend dann gemütlich ausklingen. Das werden wir auf jeden Fall wiederholen!
Auch in diesem Jahr war ich wieder beim B2RUN dabei – sogar gleich zweimal: einmal wieder in München und zum ersten Mal auch in Berlin.
In München war ich vor dem Start richtig gut drauf und wollte endlich die 30-Minuten Marke knacken, aber offenbar war ich etwas übermotiviert oder nicht richtig warm – oder beides? Zumindest spürte ich ab ca. Kilometer 1 ein Ziehen in der linken Wade, das leider zunehmend stärker wurde. Es fühlte sich an wie starker Muskelkater und ich weiß bis jetzt nicht, was es genau war. Vielleicht eine leichte Zerrung? Jedenfalls musste ich deutlich Tempo rausnehmen und zwischenzeitlich sogar kurz anhalten.
Dass ich am Ende trotzdem noch eine Zeit von 31:12 für die offiziellen 6,1km hinbekommen habe, wundert mich sehr! Nach dem Lauf konnte ich nur noch humpeln und hätte mich fast tragen lassen müssen. Am nächsten Tag konnte ich aber wieder fast normal gehen und nach ein paarTagen war alles wieder ganz normal. Glück gehabt! Das wird mir aber eine Lehre sein, nicht zu schnell loszurennen!
In Berlin waren die Voraussetzungen für eine Rekordzeit auch nicht grad rosig. Ein paar Tage vorher bin ich auf Dienstreise in einen Starkregen gekommen und bis auf die Knochen nass geworden. Leider hatte ich keine trockenen Ersatzklamotten mit, so dass ich den ganzen nächsten Tag mit feuchten Sachen in klimatisierten Büroräumen und anschließend 5 Stunden im kalten ICE verbringen musste. Das war zu viel für mein Immunsystem und ich verspürte ein leichtes Kratzen im Hals und fühlte mich insgesamt eher schlapp. Eigentlich hätte ich mich lieber ins Bett legen sollen, aber ich wollte den Lauf mit den Berliner Kollegen unbedingt mitmachen.
Am Ende stand 28:30 auf der Uhr für die offiziellen 5,8km (in beiden Läufen hatte ich selbst jeweils rund 200m weniger aufgezeichnet) – meine schnellste Zeit bislang. Juhu! Unter 30 Minuten für die kürzere Strecke, aber auch vom Schnitt her schneller als alle Läufe vorher. Und das trotz der Erkältung!
Übrigens habe ich in Berlin im Gegensatz zu München auch einige andere Barfußläufer gesehen. Das finde ich gut! Ich freue mich schon auf die nächsten Läufe!
Auch dieses Jahr bin ich wieder den B2RUN Firmenlauf in München mitgelaufen. Es war jetzt schon der 14. in Folge (seit 2005) und der Zweite auf blanken Sohlen. Um ein Haar hätte ich gar nicht mitlaufen können, denn ich hatte in den Wochen vor dem Lauf Probleme mit dem linken Fuß. Mein ursprünglicher Verdacht auf Ermüdungsbruch konnte glücklicherweise vom Arzt schnell zerstreut werden. „Nur“ überlastet – wahrscheinlich vom Bergwandern auf etwas zu grobem Geröll…
Den B2RUN wollte ich auf jeden Fall mitmachen, denn so eine lange lückenlose Serie mag ich nicht einfach unterbrechen. Außer mir gibt es in der Firma nur noch einen einzigen anderen Kollegen, der auch alle Läufe seit 2005 mitgelaufen ist. Also egal wie – ob langsam laufen oder nur gehen – absagen gilt nicht! Dabei sein ist alles!
So schlimm war’s dann aber gar nicht. Ich konnte sogar richtig laufen und mir hat der Fuß gar nicht mehr wehgetan. Nur die Kondition war natürlich im Eimer, denn ich hatte gut zwei Monate nicht mehr trainiert. Immerhin konnte ich gleichmäßig durchlaufen und hatte am Ende mit 33:38 Minuten noch eine passable Zeit für die 6,1 km erreicht. Das Ziel, unter 30 Minuten zu bleiben, hebe ich mir dann halt fürs nächste Jahr auf 😉
Ab ca. Kilometer 4 fing es an zu schütten und zu gewittern. Ich habe es gar nicht als so schlimm empfunden (wohl, weil ich nicht in nassen Schuhen laufen musste), aber offenbar war die Gefahr doch größer. Kurz nachdem ich im Ziel war hat nämlich die Wettkampfleitung den Start für die restlichen Läufer abgesagt und so konnten ein paar Tausend Leute unverrichteter Dinge wieder nachhause gehen. Da hatte ich Glück gehabt, dass ich noch starten konnte!
Es wurde auch schon gar kein alkoholfreies Bier mehr ausgeschenkt, um die Leute aus dem Innenraum des Stadions zu bekommen. Also entschied ich mich für eine frühe Heimfahrt. Da ich völlig durchnässt war und fror, war das wohl auch die beste Entscheidung.
Laut Aussage eines Bekannten, der an der Strecke fotografierte, war ich anscheinend der einzige Barfußläufer unter den 30.000 Teilnehmern. Da haben wir aber noch Nachholbedarf! Leute, wo seid ihr?
Dass die beiden barfüßigen Läufe die schnellsten meiner 14 Firmenläufe waren, zeigt mir wieder, dass es nicht so verkehrt sein kann, ohne Schuhe zu rennen. qed
Im Schnee bin ich ja auch schon im letzten Winter barfuß gegangen. Aber ich habe den Eindruck, dass ich jetzt, ein Jahr später, noch unempfindlicher geworden bin.
Im Januar und Februar gab es einige Gelegenheiten, längere Spaziergänge oder Laufrunden auf teilweise oder ganz geschlossener Schneedecke zu machen.
Es fing an mit einer Spazierrunde von ungefähr 3,6 km, bis dahin mein längster Winterspaziergang im Schnee. Keine idealen Bedingungen, fast durchgehend entweder nasser Schneematsch oder harsche Eisplatten mit harten Kanten (siehe Bild oben).
Wenige Tage später machte ich eine fast einstündige Laufrunde bei knapp über 0°C – auf Schnee, Schotter, Matschwegen im Wald und Asphalt mit Rollsplitt – langsam werde ich unempfindlicher 😉
Nochmal eine Woche später folgte eine 5 km Laufrunde auf einer ganz angenehmen und komplett geschlossenen Schneedecke (siehe Video 3 unten). Toll, toll, toll! (Und kalt, kalt, kalt…)
Bei aller Freude über die Ausdauer in der Kälte versuche ich aber auch immer, darauf zu achten, dass es nicht zu viel wird. Das kann ganz unterschiedlich sein, je nach Beschaffenheit des Schnees. Ist er frisch und schön platt, kann man es länger darauf aushalten. Ist er dagegen nass, wird es gefühlt schneller kalt. Wenn der Schnee schon alt und gefroren ist, können scharfe Kanten entstehen, die unangenehm sind.
Hier noch ein paar Zeitlupen-Videos verschiedener Läufe auf Schnee:
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Und noch was Kurzes mit weniger Schnee:
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Ganz tolle und angenehm zu laufende geschlossene Schneedecke:
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