Barfuß beim Harzlauf Thale

Durch einen Kontakt aus der Mauerwegstaffel erfuhr ich vom Harzlauf in Thale, einem Gelände- bzw. Berglauf, der durch das Bodetal und an der Rosstrappe vorbei durch einen schönen Mischwald führt, der hier im Gegensatz zum Oberharz noch intakt und gesund zu sein scheint.

Neben einem 1,5km „Hexenpfützenlauf“ für die Kinder und dem 6km „Bodetallauf“ mit moderaten 150 Höhenmetern gab es noch den „Rosstrappenlauf“, eine 11,5km lange Runde mit rund 300 Höhenmetern und dieselbe Runde doppelt als 23km XXL-Lauf.

Harzlauf Start
Der erste Kilometer war noch flach… (Foto: Jens-Uwe Börner)

Ich habe mich für die 11,5km Variante entschieden, meine Tochter lief die 6km. Da ich nicht sicher war, ob sich im oberen Teil des Waldweges eine grob geschotterte Forstautobahn verbirgt, steckte ich mir vorsichtshalber ein paar flache Wasserschuhe hinten in den Hosenbund (Spoiler: habe ich nicht gebraucht!).

Der Start war schon um 9:30 Uhr im Kurpark Thale. Ich bin ja nicht so fürs Frühlaufen, aber hilft ja nichts. Das Wetter spielte ganz gut mit, aber kurz vorm Start frischte ein starker Wind auf, so dass ich mir ein zweites Langarm­shirt unterzog. Auch das war im Nachhinein unnötig, da ich es an der ersten Steigung sofort wieder aussziehen musste, um nicht den Hitzetod zu sterben 🥵

Harzlauf DJH
Nach der Jugendherberge ging es über die Bode (Foto: Jens-Uwe Börner)

Vom Kurpark aus führt der Lauf etwa einen Kilometer ins Bodetal und an der Jugendherberge über den „Katerstieg“, eine kleine Brücke zur anderen Seite der Bode. Dort geht es dann bald steil nach oben auf den Präsidentenweg, der zunächst einer von Laub bedeckten „Gerölltreppe“ gleicht. Für mich der unangenehmste Teil der Strecke mit sehr groben und ungleichmäßig großen Pflastersteinen! Außerdem bin ich hier am Berg schnell ins Schwitzen gekommen und musste bereits nach ca. 50 Höhenmetern meinen Vorsatz über Bord werfen, nicht ins Gehen zurückzufallen. Aber da ging nichts mehr und die Menge zog an mir vorbei…

Schön war der Weg allerdings schon – zumindest sobald der Pflasterweg zuende war. Für das barfüßige Laufen über so ein Gelände erntete ich viel anerkennenden Zuspruch (so viel wie auf keinem anderen Lauf zuvor), aber diese felsige Kurve im Video war ehrlich gesagt sogar eine der angenehm zu laufenden Stellen. Wenn ich nur besser bergauf laufen könnte, ohne zu Gehen! Da muss ich nächstes Mal unbedingt noch langsamer angehen und kürzere Schritte machen…

Am Berghotel Rosstrappe vorbei ging es noch ein bisschen weiter hinauf, bevor es dann im hinteren Teil wieder runter ging. Da konnte ich endlich Tempo machen und lief die nächsten vier Kilometer mit einem Schnitt von unter 5min/km. So richtig Vollgas konnte ich allerdings nicht rennen. Der Forstweg war zwar nicht geschottert wie befürchtet, aber dennoch relativ steinig. Gerade bergab war das nicht ungedingt angenehm zum Rennen.

Das ist aber auch okay, ich hätte sowieso nicht mehr Energie gehabt, weil ich die zwei Wochen vor dem Lauf erkältet und dementsprechend nicht in Topform war. Die letzten drei Kilometer wurden dann immer langsamer und am Ende ging es gemeinerweise wieder leicht bergauf, so dass an einen fotogenen Zielsprint nicht zu denken war. Nur ein gestelltes Foto:

Harzlauf Ziel
Nach 11,5km im Ziel

Insgesamt war es ein sehr schöner Lauf, mit sehr abwechslungsreichen Untergründen (für so eine Fußmassage zahlen andere Leute viel Geld 🤣).

Bestimmt über 20 andere Läufer oder am Rand stehende Zuschauer zollten mir Respekt durch bewundernde oder irritierte Kommentare. Es waren zwar einige andere mit Barfußschuhen unterwegs, aber ich gehe fest davon aus, dass ich in der 56-jährigen Geschichte des Thaler Harzlaufes der Erste war, der die Strecke auf ganz blanken Sohlen absolviert hat. Deswegen stellte ich mich auch ganz unverhohlen auf die Nummer 1 des Siegerpodestes – als schnellster Barfußläufer. 🏆

Harzlauf Sieger
Schnellster Barfußläufer

Im echten Leben hat es aber mit einer offiziellen Zeit von 1:07:28 (immerhin ein Schnitt unter 6min/km) nur für Platz 83 von 126 gereicht (Platz 17 in der Altersklasse M50). Da ist noch Luft nach oben. Aber ich bin zufrieden!

War schön und ich denke, ich werde das wiederholen wollen, wenn es sich ergibt! Meine Tochter ist übrigens den 6km Lauf auch knapp unter einem 6er Schnitt gelaufen und ist damit 2. in der weiblichen U18 geworden, worauf ich sehr stolz bin!

 

Barfuß beim Zugspitzlauf…?!

Am letzten Wochenende habe ich doch tatsächlich am Zugspitzlauf teilgenommen… Nein, nicht an der Zugspitze, sondern an der Lübarser Höhe, es war nämlich der Nordberliner Zugspitzlauf! 😜

Dabei handelt es sich eigentlich um eine fast ganz normale Laufveranstaltung, nur mit ein paar Höhenmetern, weil die Strecke mehrfach über einen „Berg“ führt. Der Freizeitpark Lübars war früher eine Müllhalde und wurde Mitte der 70er Jahre umgestaltet.

Pro gelaufener Runde kommt man viermal über den Berg, das sind rund 4 Kilometer und 72 Höhenmeter. In der längsten Kategorie werden drei Runden gelaufen, so dass man auf unblaubliche 220 Höhenmeter bei 12km kommt – gerade mal ein Zehntel der Gesamtdifferenz an der echten Zugspitze. 😂

Nordberliner Zugspitzlauf Startnummer
Startnummer
Nordberliner Zugspitze
Wo ist der Berg?
Alpenpanorama Lübars
„Alpenpanorama“


Der Veranstalter des Laufevents macht einen ziemlichen Hype um die Aufstiege und wirbt mit so Slogans wie „wenn es sich noch gut anfühlt, ist es nur Joggen – hier gehst Du an Deine Grenzen“ (sinngemäß). Ich finde das etwas albern, denn  bei vielen Orientierungslaufwettkämpfen habe ich schon mehr Höhenmeter (prozentual zur Laufstrecke)… Aber ich will mich gar nicht beschweren, die Idee fand ich auf jeden Fall lustig und für 10,- Euro habe ich mich gerne angemeldet.

Am 18.6.2023 um 10 Uhr fiel der Startschuss. Wie schon beim Herbstwaldlauf habe ich wieder den Fehler gemacht, mich ganz hinten anzustellen. Deswegen ging es auf dem ersten Kilometer nur sehr zäh voran. Außerdem habe ich im Nachhinein festgestellt, dass für die Auswertung nicht die Nettozeit genommen wurde, d.h. bis ich über die Startlinie war, hatte ich schon gut eine Minute Rennzeit vertrödelt, die von der offiziellen Zeit nicht wie sonst üblich abgezogen wurde. 🙄

Höhenprofil
Höhenprofil wie eine Achterbahn, 12x rauf

Auf der ersten Runde habe ich fast das halbe Feld überholt, bis ich in einen Bereich kam, der meinem Tempo entsprach und wo es sich lockerer laufen ließ, ohne Gedränge. Einige „Spezialisten“ haben mich mehrfach am Berg überholt – schnaufend wie eine Dampflok – sind dann aber bergab mit demselben Tempo weitergelaufen, woraufhin ich wieder an ihnen vorbeizog. Das hat mich gewundert, denn ich finde es total ineffizient, bei so einem hügeligen Crosslauf ein konstantes Tempo zu laufen. Ich bin mit sehr kurzen Schritten locker hochgetrabt und konnte bergab oder in den Ebenen gut Tempo machen. So konnte ich einen Schnitt von deutlich unter 6min/km halten und immerhin musste ich nie ins Gehen zurückfallen, wie sehr viele andere bereits am ersten Anstieg.

Der Untergrund war für mich als einziger Barfußläufer sehr abwechslungsreich. Es fing mit glattem Asphalt an, der nach oben hin rauer wurde, die Anstiege 2 und 3 gingen über Wiesen, die Abstiege jeweils wieder grob asphaltiert und die langgezogenen, flacheren Wege im hinteren Teil waren größtenteils geschottert.

Schotterweg
Schotterweg auf der Westseite
Endspurt auf Asphalt
Asphaltierter Endspurt


Dass ich nicht unter einer Stunde bleiben würde, hatte ich mir schon gedacht und so war ich mit einer gemessenen Laufzeit von ca. 1:04:30 sehr zufrieden (offiziell 1:05:23 – brutto). In der Gesamtwertung der Männer bin ich auf Platz 47 von 100, in der AK 50 bin ich 7. geworden. Vorderes Mittelfeld, das ist ganz okay für mich. Allerdings habe ich am Ende einen Kilometer weniger aufgezeichnet, als offiziell ausgeschrieben waren, nämlich nur etwas über 11km.

Hübsche Medaille
Hübsche Medaille
Track und Statistik
Track und Statistik


Als ich mich nach der Siegerehrung spaßeshalber beschwerte, dass es keine Wertung für Barfußläufer gibt (dann hätte ich natürlich gewonnen), folgten noch einige interessante Gespräche mit den Veranstaltern und mit einem Sanitäter, der große Augen machte, als ich ihm von der zerbrochenen Flasche mitten auf der Laufstrecke erzählte, die ich erst auf der dritten Runde im Gras versteckt gesehen hatte… 😬

Vorher Nachher
Vorher / Nachher Bild in zünftiger Lauftracht

Insgesamt fand ich es eine schöne kleine Veranstaltung, die zwar anstrengend war, aber auch sehr viel Spaß gemacht hat. Ich kann mir gut vorstellen, mich nächstes Jahr wieder anzumelden.