Gestern war der Herbstwaldlauf in Berlin. Das ist ein 11 Kilometer langer Waldlauf (neudeutsch: Crosslauf) durch den Tegeler Forst, der mit rund 120 Höhenmetern auch einiges an vertikaler Bewegung bietet. Vor drei Jahren hatte ich mich bereits dafür angemeldet, musste aber kurzfristig meinen Startplatz wegen einer Knieverletzung abgeben. Danach fiel er coronabedingt aus und letztes Jahr kam auch irgendwas dazwischen. Jetzt habe ich es aber endlich geschafft und bin mitgelaufen!
Im Nachhinein frage ich mich aber, was ich daran so besonders fand, dass ich mich unbedingt anmelden musste? Warum habe ich 12€ Startgeld bezahlt, um durch den gleichen Wald zu rennen, in dem ich sowieso häufig laufe, und dann noch auf Wegen, die ich selbst nicht bevorzugen würde und das Ganze noch im Rahmen einer stressigen Veranstaltung mit fast 800 Teilnehmern…? Hm, ich weiß nicht, was ich daran so faszinierend fand, aber immerhin ist das „tolle Erlebnis“ damit abgehakt und ich muss mich zukünftig nicht mehr dafür anmelden.
Trotz kraftraubendem Orientierungslaufwettkampf am Vortag konnte ich Sonntag früh gut ausgeruht am Sportplatz in Hermsdorf aufschlagen und meine Startnummer abholen. In der Zeit bis zum Start versuchte ich mich möglichst warum zu halten und die Füße nicht auskühlen zu lassen. Bei angenehmen 5°C Lufttemperatur war der Boden doch noch sehr frostig von den Minusgraden der Tage zuvor.
Ich startete fast ganz hinten im Feld der 440 Läufer des Hauptlaufes. Das war nicht so klug, denn am Ende des Sportplatzes mussten sich alle durch ein schmales Tor quetschen, was Zeit kostete. Auf der Strecke konnte ich dann aber wider Erwarten doch Gas geben und im Wettkampftempo durch den herbstlichen Wald rennen. Daher auch der Titel „Blindflug“, denn man konnte nicht immer sehen, was unter dem dichten Laub versteckt ist: Steine, Wurzeln, Löcher… aber wenn man schnell genug ist, fliegt man einfach drüber 😉
Immerhin konnte ich so gut 300 Leute überholen und ein bisschen Werbung für das Barfußlaufen machen. Ich schätze allerdings, dass ich weniger Leute zum Nachahmen begeistern konnte als vielmehr für einiges Kopfschütteln gesorgt habe. Aber das ist mir dann auch egal. Ich selbst bin durchaus zufrieden mit der Zeit von unter 55 Minuten, auch wenn auf den letzten 2km etwas die Luft raus war.
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