Barfuß beim Zugspitzlauf…?!

Am letzten Wochenende habe ich doch tatsächlich am Zugspitzlauf teilgenommen… Nein, nicht an der Zugspitze, sondern an der Lübarser Höhe, es war nämlich der Nordberliner Zugspitzlauf! 😜

Dabei handelt es sich eigentlich um eine fast ganz normale Laufveranstaltung, nur mit ein paar Höhenmetern, weil die Strecke mehrfach über einen „Berg“ führt. Der Freizeitpark Lübars war früher eine Müllhalde und wurde Mitte der 70er Jahre umgestaltet.

Pro gelaufener Runde kommt man viermal über den Berg, das sind rund 4 Kilometer und 72 Höhenmeter. In der längsten Kategorie werden drei Runden gelaufen, so dass man auf unblaubliche 220 Höhenmeter bei 12km kommt – gerade mal ein Zehntel der Gesamtdifferenz an der echten Zugspitze. 😂

Nordberliner Zugspitzlauf Startnummer
Startnummer
Nordberliner Zugspitze
Wo ist der Berg?
Alpenpanorama Lübars
„Alpenpanorama“


Der Veranstalter des Laufevents macht einen ziemlichen Hype um die Aufstiege und wirbt mit so Slogans wie „wenn es sich noch gut anfühlt, ist es nur Joggen – hier gehst Du an Deine Grenzen“ (sinngemäß). Ich finde das etwas albern, denn  bei vielen Orientierungslaufwettkämpfen habe ich schon mehr Höhenmeter (prozentual zur Laufstrecke)… Aber ich will mich gar nicht beschweren, die Idee fand ich auf jeden Fall lustig und für 10,- Euro habe ich mich gerne angemeldet.

Am 18.6.2023 um 10 Uhr fiel der Startschuss. Wie schon beim Herbstwaldlauf habe ich wieder den Fehler gemacht, mich ganz hinten anzustellen. Deswegen ging es auf dem ersten Kilometer nur sehr zäh voran. Außerdem habe ich im Nachhinein festgestellt, dass für die Auswertung nicht die Nettozeit genommen wurde, d.h. bis ich über die Startlinie war, hatte ich schon gut eine Minute Rennzeit vertrödelt, die von der offiziellen Zeit nicht wie sonst üblich abgezogen wurde. 🙄

Höhenprofil
Höhenprofil wie eine Achterbahn, 12x rauf

Auf der ersten Runde habe ich fast das halbe Feld überholt, bis ich in einen Bereich kam, der meinem Tempo entsprach und wo es sich lockerer laufen ließ, ohne Gedränge. Einige „Spezialisten“ haben mich mehrfach am Berg überholt – schnaufend wie eine Dampflok – sind dann aber bergab mit demselben Tempo weitergelaufen, woraufhin ich wieder an ihnen vorbeizog. Das hat mich gewundert, denn ich finde es total ineffizient, bei so einem hügeligen Crosslauf ein konstantes Tempo zu laufen. Ich bin mit sehr kurzen Schritten locker hochgetrabt und konnte bergab oder in den Ebenen gut Tempo machen. So konnte ich einen Schnitt von deutlich unter 6min/km halten und immerhin musste ich nie ins Gehen zurückfallen, wie sehr viele andere bereits am ersten Anstieg.

Der Untergrund war für mich als einziger Barfußläufer sehr abwechslungsreich. Es fing mit glattem Asphalt an, der nach oben hin rauer wurde, die Anstiege 2 und 3 gingen über Wiesen, die Abstiege jeweils wieder grob asphaltiert und die langgezogenen, flacheren Wege im hinteren Teil waren größtenteils geschottert.

Schotterweg
Schotterweg auf der Westseite
Endspurt auf Asphalt
Asphaltierter Endspurt


Dass ich nicht unter einer Stunde bleiben würde, hatte ich mir schon gedacht und so war ich mit einer gemessenen Laufzeit von ca. 1:04:30 sehr zufrieden (offiziell 1:05:23 – brutto). In der Gesamtwertung der Männer bin ich auf Platz 47 von 100, in der AK 50 bin ich 7. geworden. Vorderes Mittelfeld, das ist ganz okay für mich. Allerdings habe ich am Ende einen Kilometer weniger aufgezeichnet, als offiziell ausgeschrieben waren, nämlich nur etwas über 11km.

Hübsche Medaille
Hübsche Medaille
Track und Statistik
Track und Statistik


Als ich mich nach der Siegerehrung spaßeshalber beschwerte, dass es keine Wertung für Barfußläufer gibt (dann hätte ich natürlich gewonnen), folgten noch einige interessante Gespräche mit den Veranstaltern und mit einem Sanitäter, der große Augen machte, als ich ihm von der zerbrochenen Flasche mitten auf der Laufstrecke erzählte, die ich erst auf der dritten Runde im Gras versteckt gesehen hatte… 😬

Vorher Nachher
Vorher / Nachher Bild in zünftiger Lauftracht

Insgesamt fand ich es eine schöne kleine Veranstaltung, die zwar anstrengend war, aber auch sehr viel Spaß gemacht hat. Ich kann mir gut vorstellen, mich nächstes Jahr wieder anzumelden.

Das Märchen von der Lederhaut

Es war einmal ein kleines Männlein, das ging immer und überall barfuß, im Sommer und im Winter, über Stock und über Stein. Es hüpfte und sang dabei und wurde umso vergnügter, je länger es so lief. Es hatte niemals kalte Füße und auch keinen Schnupfen.

Die Menschen im Ort wunderten sich und staunten und sagten: „da hast du bestimmt eine dicke Hornhaut unter den Füßen, vom vielen Barfußwandern?!“ Das Männlein aber sagte:

„Nein, eine Hornhaut habe ich nicht,
denn das ist tote Haut,
die reibt sich beim Barfußgehen ab.
Stattdessen habe ich eine Lederhaut!“

BarfußmännleinOje… 🙄 So oder ähnlich muss es angefangen haben. Denn seit Jahrzehnten hält sich hartnäckig der „Mythos Lederhaut“ beim Barfußvolk.

In der realen Welt ist das leider völliger Unsinn! Ich weiß nicht, wer diesen Quatsch als erstes verbreitet hat? Aber man hört und liest das immer wieder in Interviews oder (Fach-)Büchern zum Thema Barfußlaufen. Die Aussagen sind meist sehr ähnlich, aber trotzdem nicht richtig! Man kann sich mit solchem Falschwissen ganz schön blamieren. Bitte niemals weitererzählen!

Die Wirklichkeit

Wer es ganz genau wissen möchte, kann eine sehr detaillierte Beschreibung der Haut und ihrer Funktionen im barfussblog.de nachlesen. Ich fasse hier nur die wesentlichen Punkte zusammen und beschreibe dann kurz, warum das oben erwähnte Märchen von der Lederhaut in ALLEN PUNKTEN falsch ist:

Hautaufbau

Die Haut besteht aus drei Schichten. Das ist am ganzen Körper so, ganz egal, ob an der Nasenspitze, am Hintern oder unter den Füßen. Je nach Körperteil sind die Hautschichten aber unterschiedlich ausgeprägt. Hier eine einfache Übersicht der Hauptmerkmale, die uns für die Fußhaut interessieren:

  • Oberhaut (Epidermis)
    • Dicke Fußhautproduziert Hornzellen, die nach außen transportiert und abgenutzt werden (=Hornhaut!)
    • normalerweise nur wenige Zehntel Millimeter dick, kann unter den Füßen bis zu einen halben Zentimeter anwachsen
    • bildet mechnanischen und chemisch/biologischen Schutz (Säuremantel, Abwehrzellen) gegen Eindringlinge (Erreger und Fremdkörper)
    • bietet UV-Schutz durch Bildung von Melanin
    • enthält keine Blutgefäße und Schmerzrezeptoren, d.h. Verletzungen der Oberhaut bluten nicht und tun nicht weh
  • Lederhaut (Dermis)
    • besteht aus stützendem und elastischem Bindegewebe
    • enthält viele Gefäße zur Blutversorgung der Haut
    • enthält Schweißdrüsen und Talgdrüsen zur Kühlung bzw. Befeuchtung der Haut
    • enthält viele Nervenenden und Rezeptoren (Temperatur, Druck, Schmerz)
  • Unterhaut (Subcutis)
    • enthält Bindegewebe mit Fettzellen
    • kann bis zu mehrere Zentimeter dick werden
    • dient unter den Füßen als Polster
    • speichert Energie und isoliert gegen Kälte

In diesem Film wird das sehr kurz und anschaulich erklärt:
(Quelle: www.stiftung-gesundheitswissen.de)


(Videos werden als externe Inhalte ohne Cookies vom YouTube-Server geladen)

Richtigstellung des Märchens

Mit diesem Wissen können wir nun die vier Hauptpunkte der Behauptung aus dem Märchen widerlegen:

„Vom Barfußlaufen bekommt man keine Hornhaut“

→ Doch! Naja, eigentlich hat man sie schon und bekommt sie nicht erst. Aber die sonst dünne Hornzellenschicht wächst bei regelmäßiger Beanspruchung stark an, so dass man auf jeden Fall eine dickere Hornhaut bekommt.
Anders als z.B. bei Reibestellen von Schuhen ist diese Hornhaut aber gleichmäßig über die Fußsohle verteilt und bleibt dabei geschmeidig und flexibel. Sie stört auch nicht, sondern ist nützlich, da sie den Fuß schützt. Ich weiß nicht, warum sich viele Barfüßer so vehement dagegen wehren, eine Hornhaut zu haben?! Ich bin sehr stolz auf meine!
Wer z.B. ein Saiteninstrument spielt, redet auch ganz selbstverständlich von einer Hornhaut an den Fingerkuppen.

„Im Gegenteil, die Hornhaut reibt sich dadurch runter“

→ Das ist auch nicht ganz richtig. Die produzierten Hornzellen werden tatsächlich abgerieben – dazu sind sie da. Aber man läuft sie nie ganz runter. Denn wenn man das tut, wird es sehr schmerzhaft. Deswegen sollte man bei längeren Wanderungen darauf achten, immer nur so viel Haut zu „verbrauchen“, wie über Nacht wieder nachwachsen kann. Sonst tut’s nämlich weh! Oder Schuhe anziehen, wenn es zu viel wird.
An den Rändern der Ferse oder der Zehen können auch bei Barfußläufern dicke Schwielen entstehen, die sich beim Laufen nicht abreiben, weil sie wenig direkten Bodenkontakt haben. Diese kann man ggf. mit einem Bimsstein oder einer Feile nachbearbeiten.

„Hornhaut ist tote Haut“

→ Das stimmt so nicht. Richtig ist zwar, dass die ganz äußere Schicht aus abgestorbenen Hornzellen besteht, die beim Gehen abgerieben werden. Aber darunter werden munter weiter Hautzellen gebildet, die mithilfe von Keratin verhornen, um später auch wieder abgestoßen werden zu können. Das ist also ein ziemlich lebendiger Vorgang insgesamt.
Das ist auch das Tolle daran: im Gegensatz zu einer toten Schuhsohle, die irgendwann durchgelaufen ist, wächst die Fußsohle ständig nach!

„Barfußläufer bekommen stattdessen eine Lederhaut“

→ Das ist völlig falsch, denn genau wie die Hornhaut hat man die Lederhaut bereits von Geburt an und bekommt sie nicht erst. Und schon gar nicht anstelle einer Hornhaut. Außerdem läuft man niemals direkt auf der Lederhaut, denn sie ist die mittlere Schicht der dreiteilig aufgebauten Haut.
Spricht man anschaulich von „Leder“ oder „ledriger Haut“, ist das sicher eine treffende Beschreibung für die robuste Fußhaut – wie könnte ich auch etwas anderes behaupten, als Betreiber der Domain „lederfuesse“? Aber „Lederhaut“ ist als Fachbegriff bereits reserviert und sollte daher nicht im falschen Zusammenhang verwendet werden.

Ledrige Haut

Fazit / Zusammenfassung

Ja, vom Barfußgehen bekommt man eine dicke Hornhaut!

Aber nicht nur, sondern alle Hautschichten verstärken sich und schützen und unterstützen somit den Körper. Dabei ist keine Hautschicht wichtiger als eine andere, sondern alle drei Schichten sind essenziell und verstärken sich jeweils auf ihre Art, wenn sie regelmäßig beansprucht werden:

  • Die Oberhaut mit der Hornhaut wird dicker und bietet einen besseren Schutz vor Eindringlingen.
  • Das Bindegewebe in der Lederhaut verdichtet sich und verstärkt die Fußhaut. Zusätzlich wird hier die Durchblutung angeregt.
  • Das Unterhaut-Fettgewebe wird dicker und bildet sowohl ein Laufpolster als auch bessere Wärmeisolierung der Haut.

Die Haut wird insgesamt stärker und fühlt sich „ledrig“ an.
So kann man es problemlos darstellen.

Glaube keiner Statistik, die Du nicht selber gefälscht hast

Wenn man so selten Schuhe anzieht, sagt man gerne mal sowas wie „ich bin zu 95% barfuß“. Aber das ist bloß eine Schätzung, denn ich weiß gar nicht genau, wieviel Prozent ich barfuß bin und wie oft ich Schuhe trage. Bis jetzt 😉

Schuhsymbole im BusIch wollte wissen, wie hoch mein Barfußanteil wirklich ist und habe deswegen ein Jahr lang Buch geführt, wann, wie lange und warum ich Schuhe trage. Und zwar auf die Minute genau! Krank, oder? 😳

 

Also hier die Ergebnisse meiner nutzlosen Statistik:

Das Jahr 2022 hatte 8760 Stunden. Nach meinen Aufzeichnungen habe ich in Summe genau 71:15 Stunden Schuhe getragen. Das entspricht  0,8% der Gesamtzeit. Das sind nicht mal drei Tage am Stück, wenn man es zusammenzählt.

Jetzt könnte man aber sagen, das ist geschummelt, weil auch „normale“ Menschen nachts keine Schuhe tragen. Also ziehe ich mal pauschal 8 Stunden pro Nacht ab.  Übrig bleiben 5840 Stunden Tageszeit pro Jahr. Damit bin ich bei 1,2% Schuhtragezeit tagsüber (entspricht viereinhalb Tagen am Stück).

Grob gerundet war ich also 99% des Jahres barfuß und habe nur 1% Schuhe angehabt. Oder anders formuliert:

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Erstaunlich! Ich hätte nicht gedacht, dass der Barfußanteil so hoch ist. Interessant ist die Verteilung der Gründe, warum Schuhe nötig waren (Prozentangaben bezogen auf die Tageszeit abzüglich Nacht):

  • Kälte: 7:39 Stunden (0,13%)

Barfuß im SchneeErstaunlicherweise ist der Anteil wegen sehr niedriger Temperaturen der kleinste. Zum Anfang des Jahres nur etwas über eine Stunde (ich habe am 12.2. überhaupt das erste Mal im Jahr Schuhe angehabt), der Rest im Dezember, größtenteils bei Minusgraden.

  • Orientierungslauf: 18:13 Stunden (0,31%)

OLHätte ich mir einen anderen Sport als ausgerechnet Orientierungslauf (OL) ausgesucht, würde der zweitgrößte Posten glatt ganz wegfallen. Aber bei Wettkämpfen im Wald wäre es zu gefährlich ohne schützende Schuhe. Wettkämpfe in Wohngebieten oder Stadtparks bin ich allerdings auch barfuß gelaufen.

  • Gesellschaftliche Anlässe: 36:50 Stunden (0,63%)

PhilharmonieGesellschaftliche Zwänge waren der mit Abstand häufigste Grund. Also wenn von mir erwartet wurde, dass ich Schuhe trage – oder ich das zumindest annahm – obwohl medizinisch nicht notwendig, weil weder akute Verletzungs- noch Erfrierungsgefahr bestand. Das waren z.B. Firmen- bzw. Kundenveranstaltungen (dort war ich anteilig auch barfuß),  Hotelfrühstücke, Familienfeiern und Theaterbesuche in der Schule. In der Philharmonie war ich tatsächlich barfuß. Hat keinen gestört!

  • Sonstiges: 8:33 Stunden (0,15%)

MatschHinter „Sonstiges“ verbirgt sich u.a. Schmutzvermeidung auf dem Weg zu Nachbarn, Infektionsschutz bei einer Hautverletzung und vermeintliche Sicherheitsvorschriften in einer französischen Schauhöhle und einer Erlebnisschlucht.

Nicht erfasst habe ich das kurzzeitige Tragen von Schuhen im Haus und auf dem Grundstück, also z.B. von der Eingangstür bis zum Waschbecken in der Abstellkammer oder wenn ich zu den Mülltonnen oder zum Kompost im Garten gegangen bin. Da ziehe ich meistens kurz Schlappen an, um keine dreckigen Füße zu bekommen. Wenn man dies noch dazu rechnen würde, kommen vielleicht nochmal 1-2 Stunden drauf, aber das ändert höchstens noch die zweiten Nachkommastellen der obigen Zahlen.

Laufstatistik 2022Ansonsten könnte ich anknüpfend an meine letztjährige Laufstatistik noch erwähnen, dass ich im vergangenen Jahr erstmalig über 1500km gelaufen bin – davon ca. 110km mit Schuhen (auf OL-Wettkämpfen und bei Minusgraden) und ganze 1410km barfuß. Meine längste gelaufene Strecke war 30,55km lang. Das ist doch was!

Und jetzt mein Vorsatz für das neue Jahr: keine Statistiken mehr führen! 🤣

Denn das verleitet nur dazu, die Schuhe auch dann wegzulassen, wenn es eigentlich sinnvoll wäre, welche zu tragen. Ich mach mir dieses Jahr keinen Stress mehr damit, Experiment beendet!

 

Im Blindflug durch den Herbstwald

Gestern war der Herbstwaldlauf in Berlin. Das ist ein 11 Kilometer langer Waldlauf (neudeutsch: Crosslauf) durch den Tegeler Forst, der mit rund 120 Höhenmetern auch einiges an vertikaler Bewegung bietet. Vor drei Jahren hatte ich mich bereits dafür angemeldet, musste aber kurzfristig meinen Startplatz wegen einer Knieverletzung abgeben. Danach fiel er coronabedingt aus und letztes Jahr kam auch irgendwas dazwischen. Jetzt habe ich es aber endlich geschafft und bin mitgelaufen!

Im Nachhinein frage ich mich aber, was ich daran so besonders fand, dass ich mich unbedingt anmelden musste? Warum habe ich 12€ Startgeld bezahlt, um durch den gleichen Wald zu rennen, in dem ich sowieso häufig laufe, und dann noch auf Wegen, die ich selbst nicht bevorzugen würde und das Ganze noch im Rahmen einer stressigen Veranstaltung mit fast 800 Teilnehmern…? Hm, ich weiß nicht, was ich daran so faszinierend fand, aber immerhin ist das „tolle Erlebnis“ damit abgehakt und ich muss mich zukünftig nicht mehr dafür anmelden.

Trotz kraftraubendem Orientierungslaufwettkampf am Vortag konnte ich Sonntag früh gut ausgeruht am Sportplatz in Hermsdorf aufschlagen und meine Startnummer abholen. In der Zeit bis zum Start versuchte ich mich möglichst warum zu halten und die Füße nicht auskühlen zu lassen. Bei angenehmen 5°C Lufttemperatur war der Boden doch noch sehr frostig von den Minusgraden der Tage zuvor.

Herbstwaldlauf Siegerpodest
Schnellster Barfußläufer ohne eigene Wertung

Ich startete fast ganz hinten im Feld der 440 Läufer des Hauptlaufes. Das war nicht so klug, denn am Ende des Sportplatzes mussten sich alle durch ein schmales Tor quetschen, was Zeit kostete. Auf der Strecke konnte ich dann aber wider Erwarten doch Gas geben und im Wettkampftempo durch den herbstlichen Wald rennen. Daher auch der Titel „Blindflug“, denn man konnte nicht immer sehen, was unter dem dichten Laub versteckt ist: Steine, Wurzeln, Löcher… aber wenn man schnell genug ist, fliegt man einfach drüber 😉

Immerhin konnte ich so gut 300 Leute überholen und ein bisschen Werbung für das Barfußlaufen machen. Ich schätze allerdings, dass ich weniger Leute zum Nachahmen begeistern konnte als vielmehr für einiges Kopfschütteln gesorgt habe. Aber das ist mir dann auch egal. Ich selbst bin durchaus zufrieden mit der Zeit von unter 55 Minuten, auch wenn auf den letzten 2km etwas die Luft raus war.

Herbstwaldlauf Urkunde
Meine Urkunde
Herbstwaldlauf Medaille
Hübsche Medaille

Ennskraxn 2.0

Ennskraxn
Hausberg Ennskraxn über Kleinarl

Vor fünf Jahren hatte ich meine bisher aufregendste Bergtour beschrieben, nämlich den barfüßigen Aufstieg zur „Ennskraxn“ in Kleinarl im Salzburger Land (siehe hier).

Mit der neuen Firma kam ich jetzt wieder in diesen Club. Damit war die Bergwanderung eigentlich schon gesetzt 😉

Ursprünglich war die Tour für den Sonntag geplant, aber das stellte sich als etwas unsicher heraus,  weswegen ich sie mit einem anderen Kollegen zusammen bereits am Samstag machte. Wir mussten rechtzeitig zurück sein, denn um 14 Uhr fuhr der Bus für den Nachmittagsausflug in die Salzachklamm ab. Da sollte vorher natürlich noch genügend Zeit sein, um sich in Ruhe frisch zu machen und zum Mittagessen zu gehen, d.h. die Rückkehr war bis 13 Uhr angestrebt.

Wir schätzten 7 Stunden Gehzeit insgesamt, also hoch und runter. Das ist weniger als 2017, aber wir waren auch nur zu zweit, da geht nicht so viel Zeit verloren wie in einer großen Gruppe. Punkt 6:00 Uhr liefen wir morgens am Club los, da wurde es gerade hell.

Wegweiser
5h bis zum Gipfel – wir haben nur 3,5 gebraucht

Zur Kontrolle haben wir uns Zwischenzeiten gesetzt: wenn wir es nicht bis 8 Uhr zur Steinkaralm auf halber Strecke schaffen, reicht die Zeit nicht für den Aufstieg. Das war kein Problem, wir kamen gegen 7:15 Uhr dort an und hatten uns unsere erste Brotzeit verdient.

Treppenaufgang
Stairway to Heaven
Steinkaralm
Pause an der noch geschlossenen Steinkaralm


Hinter der Almhütte ging es hinauf und als wir oben über die Kante kamen, sahen wir zum ersten Mal die Sonne. Da konnten meine Füße wieder auftauen, denn der untere Teil des Weges war frühmorgens noch sehr frostig.

Nach dem „Blauen See“ (eine ca. 20m breite Pfütze) ging es dann hinter dem Schild „Nur für Bergsteiger“ weiter aufwärts. Der schmale und steile Aufgang über die Felskuppe ist teilweise nur anhand der rot-weißen Markierungen zu erkennen…

Schmaler Pfad
Schmaler Pfad
Auf dem Weg nach oben
Auf dem Weg nach oben


Mit dem Wetter hatten wir auch in diesem Jahr wieder sehr viel Glück! Die Tage vorher und nachher hingen Wolken über dem Berg, aber für uns war er komplett frei. So konnten wir auf dem immer steiler werdenden Stück kleine Pausen machen und die herrliche Aussicht genießen.

Blick in die Tiefe
Am Abgrund – Blick in die Tiefe
Abgrund
Unten erkennt man die Steinkaralm


Den Gipfel erreichten wir um 9:30 Uhr – geplant war bis spätestens 10:00 – also konnten wir ganz entspannt das Panorama bewundern und wieder eine längere Pause machen.

Gipfelglück
Gipfelglück auf 2410m

Eigentlich hatte ich vor, für den Abstieg Schuhe anzuziehen, aber weil ich mich so gut fühlte, ließ ich sie erst mal im Rucksack und wollte schauen, wie weit ich wieder runter komme, bis es unangenehm wird…

Weil ich's kann
Weil ich’s kann!

Was soll ich sagen? Ich bin komplett runter gekommen, d.h. Auf- und Abstieg vollständig auf blanken Sohlen! Ich habe zwar die ganze Zeit Schuhe getragen – aber im Rucksack 🤣

Auf freien Füßen
Auf freien Füßen

Zugegeben, gegen Ende war das ein Fehler und ich würde es so nicht wiederholen wollen. Oberhalb des Ortes befindet sich eine Jausenstation, die über eine Schotterstraße ohne Randstreifen erreichbar ist. Das ist gleichzeitig der Wanderweg. Im Gegensatz zum abgerundeten Naturschotter am Berg ist dieser Bruchschotter scharfkantig und unangenehm. Bergauf geht das problemlos, aber runter ist die Belastung der Sohle um ein Vielfaches größer. Die letzten 1-2km habe ich mich über diese unwegsame Piste gequält und in den zwei Tagen danach waren meine Fußsohlen sehr überempfindlich.

Das mag unvernünftig erscheinen, aber so kurz vorm Ende wollte ich die Tour auch konsequent barfüßig zuende bringen. Das hat geklappt und ich weiß jetzt, dass es mir möglich ist. Aber beim nächsten Mal muss ich mir nichts mehr beweisen und werde auf die künstlichen Sohlen zurückgreifen – dafür sind sie schließlich da!

Nachmittags in der Erlebnis-Klamm war ich froh, dass der Veranstalter festes Schuhwerk vorschrieb 😜

Barfuß beim B2RUN 2022

Laufstrecke
So ging es um das Olympiastation herum

Es ist ja schon einige Zeit her, dass ich zuletzt einen B2Run gelaufen bin. In den Jahren 2020 und 2021 ist diese bundesweite Großveranstaltung wegen der Pandemie ausgefallen, aber dieses Jahr fand er wieder statt. In München konnte ich leider nicht mitlaufen, weil ich da im Urlaub war, aber in Berlin hat es wieder geklappt, so dass ich die lückenlose Serie seit 2005 fortsetzen konnte (die ausgefallenen Jahre zählen ja nicht).

Als ich am Olympiastadion ankam, war der Vorplatz überschaubar dünn mit Menschen gefüllt. Auch der übliche Krach (hochmotivierte, nervige Radiomoderatoren mit Bum-Bum-Musik) hielt sich diesmal in Grenzen. Mit rund 8200 Teilnehmern liefen dieses Jahr nur halb so viele mit wie sonst. Immerhin ging der Start dadurch auch schneller über die Bühne. Ich war im zweiten Startblock, gleich nach den sog. „Durchstartern“ (die ganz Schnellen).

Snapshot aus Video
Videoausschnitt bei 2km

Bei perfekten Bedingungen – nicht zu warm, nicht zu kalt – ging ich gegen 18:20 Uhr über die Startlinie und lief los. Die Strecken werden von Jahr zu Jahr kürzer, dieses Jahr waren es nur noch 5,4km und ich malte mir eine Zeit um die 25 Minuten dafür aus, vielleicht sogar darunter?!

Die ersten zwei Kilometer lief ich gleich schnell mit einem Schnitt von 4:28 pro Kilometer. Dann musste ich aber etwas Fahrt rausnehmen, denn das Tempo war doch knapp über meinem Limit. Weil ich am Ende auf dem letzten halben Kilometer nochmal richtig Gas geben konnte, ging ich offiziell mit 24:24,6 über die Ziellinie, was insgesamt einem Durchschnittstempo von 4:31 entspricht. Das ist nochmal deutlich schneller als beim Frohnaulauf – freu! 😇

Im Ziel angekommen
Im Ziel angekommen

Im Berliner Zielbereich gibt’s leider nur lauwarmes Wasser, aber nachdem ich mit der Finisher-Medaille (aus Kostengründen die vom ausgefallenen Lauf 2020) aus dem Stadion kam, gab es noch einen eisgekühlten Apfel und ein alkoholfreies Weißbier im Miniaturformat.

Das hat mir in München immer deutlich besser gefallen, da gibt’s das kalte Bier gleich hinterm Ziel und zwar in einer g’scheiten Größe! 🍺


Lauftrikot
Barfuß …weil ich’s kann
Medaille von 2020
Medaillen-Recycling
Kleines Bier
Für den kleinen Durst


Leider habe ich dieses Jahr überhaupt keine anderen Barfußläufer gesehen. 2019 waren einige andere auf blanken Sohlen unterwegs. Aber offenbar laufen immer mehr Leute mit Minimalschuhen, davon sehe ich von Jahr zu Jahr mehr – immerhin!

Da es auch beim B2Run keine eigene Wertung für Barfußläufer gibt (dann hätte ich wohl gewonnen), muss ich mich mit einer üblichen Platzierung begnügen. Aber Platz 503 der Gesamtwertung und 18. in der Ü50 ist gar nicht so übel! So weit vorne war ich noch nie! Ich bin gespannt aufs nächste Jahr…

Stadiondach
Heiligenschein nach dem Lauf

100 Meilen für die Erinnerung

Mauerweglauf Startnummer
Startnummer

Anfang August chattete mich ein befreundeter Geocacher an, ob ich Zeit und Lust hätte, beim Berliner Mauerweglauf für eine ausgefallene Läuferin einzuspringen. Da sagte ich gerne zu. Komisch, dass ich vorher noch nie von diesem Lauf gehört hatte, aber ich bin wohl auch nicht die Zielgruppe für einen Ultramarathon mit 161km Länge (100meilen.de).

100 Meilen rund um Berlin
Gesamtstrecke – ich bin den grünen Abschnitt gelaufen

Ja, es gibt tatsächlich jede Menge Verrückte, die diese Distanz alleine laufen. Der Streckenrekord liegt bei 13:06 Stunden, das entspricht einem durchschnittlichen Tempo von 4:53/km, inklusive Pausen (Essen, Trinken, Pipi, rote Ampeln…). Wahnsinn! Aber selbst im flotten Wandertempo – Zeitlimit: 30 Stunden – ist es eine unglaubliche Leistung, (West-)Berlin auf diese Weise zu umrunden.

Neben der reinen Laufveranstaltung soll das jährliche Event vor allem die Erinnerung an die Berliner Mauer mit all ihrem Leid und Unrecht hochhalten. Deshalb wird auch jedes Jahr einem der Opfer gedacht und der Lauf dem/der jeweiligen Mauertoten gewidmet. Zum 10. Jubiläum des Laufes war es  passend, dass der Termin genau auf den 13. August fiel – der Tag, an dem der Mauerbau von Walter Ulbricht angeordnet wurde („Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten“ 🤔). Anmeldetermin ist immer ab dem 9. November, dem Datum der berühmten Pressekonferenz mit Günther Schabowski, die den Mauerfall einläutete: „Das tritt nach meiner Kenntnis… ist das sofort, unverzüglich.“

Wer die Strecke nicht alleine laufen will, kann dies auch in einer 2er- oder 4er-Staffel tun. Und um den Lauf auch für weniger ambitionierte im Submarathonbereich attraktiv zu machen, gibt es die 10Plus-Staffeln, an denen 10 bis 27 Leute teilnehmen können. In so einer hatte ich nun die Ehre, laufen zu dürfen, nämlich „Hübis Rote Welle“ vom LT Bernd Hübner. Ursprünglich sollte ich 15km von Lichtenrade bis Rudow laufen, aber nach einem Tausch war es dann ab Rudow bis zur Eastside Gallery – gut 17,6km, also nur 11 Meilen statt 100.

Iskiate
Tarahumara-Power-Drink „Iskiate“ (1 EL Chia je 100ml Wasser + Limette & Süßes) – besser als es aussieht

Am Vorabend haben wir uns alle zur Ausgabe der Startnummern getroffen und ich konnte das Team kennenlernen. Anschließend war ich noch mit bei der obligatorischen Pasta-Party und konnte einen Eindruck davon bekommen, wie das Teilnehmerfeld bei Ultraläufen so aussieht.

Der Start für die 10er-Staffeln war Samstagmorgen um 8 Uhr – da waren die Einzelläufer schon 2 Stunden unterwegs. Und weil unser zweiter Läufer auf dem Wegstück in geringer Entfernung von zuhause vorbei lief, habe ich ihn angefeuert und ein paar Hundert Meter begleitet. Den restlichen Tag habe ich mich verrückt gemacht und war total angespannt. Ich bin zwar schon öfter weitere Strecken als 17km gelaufen, aber nicht in einem Wettbewerb auf Zeit. Und auch nicht alles auf Asphalt… Dass das Thermometer tagsüber Spitzen über 32°C erreichte, machte es auch nicht besser. 🥺

Als ich dann abends an meinem Startposten in Rudow ankam, hatte ich noch reichlich Zeit, also ging ich erst mal etwas Geocachen und saß dann eine gute Dreiviertelstunde herum und konnte doch noch etwas entspannen. Die ankommenden Läufer konnte man deutlich unterscheiden: die locker flockig joggenden waren Staffelläufer, während für die Einzelläufer jeder Schritt ein Kraftakt war. Sie hatten ja immerhin schon über 130km hinter sich. Es war zwar nicht mehr ganz so heiß wie tagsüber, aber immer noch sehr warm und schwül.

Pfeilmarkierung
Immer diesen Pfeilen zu folgen ist auch Denksport…

Als es dann endlich losging, vergaß ich glatt, meine Uhr zu starten, so dass mir gleich mal 300m in der Aufzeichnung fehlten. 🙄 Und dann musste ich noch ein bisschen Feinjustierung an meiner Rucksack-Bauchlampe-Kombination machen, damit der Lichtkegel nicht so hüpft. Deswegen war der erste Kilometer eher so lala… Der zweite war mit einem Schnitt unter 5 Minuten gleich mal der Schnellste und danach ging es halbwegs gleichmäßig weiter bis Kilometer 14. Ein langes Teilstück ging am maximal langweiligen, weil schnurgeraden Weg zwischen Teltowkanal und A113 entlang. Aber da konnte ich mich wenigstens voll aufs Laufen konzentrieren und eine ganze Reihe Einzelläufer:innen überholen, die verständlicherweise langsamer unterwegs waren. Eine Frau brüllte ihrem Fahrradbegleiter zu: „Barfuß, kuck mal… barfuß! Der ist barfuß… BARFUSS… “ Ich weiß nicht, wie oft sie es noch rief, aber ich sehe das natürlich weniger dramatisch. Im Gegenteil. Ich mag mir gar nicht vorstellen, wie die Füße und Nägel von denen aussehen, die die komplette Strecke in schwitzigen Schuhen und Strümpfen laufen… 😳

Teilstrecke
Meine Teilstrecke von Rudow bis zur Eastside Gallery

Ein paar Mal hatte ich Mühe, den Pfeilen zu folgen, wenn die Abzweigungen nicht so eindeutig waren. Einmal bin ich sogar falsch abgebogen, habe es aber schnell gemerkt und konnte gleich korrigieren. Gegen Ende ließen nicht nur die Kräfte nach, sondern auf den letzten Kilometern ging es auch mitten durch Kreuzberg und da waren viele Ampeln rot, wo ich natürlich warten musste, um nicht disqualifiziert zu werden. An einer der letzten Ampeln stand ich mehrere Minuten, bis sie endlich grün wurde… 😩

Nach dem Wechsel auf unseren Schlussläufer war ich ganz schön fertig und musste erstmal ausdampfen. Deswegen schaffte ich es am Ende auch nicht, wie geplant zum Stadion zu fahren, um beim Zieleinlauf dabei zu sein. Eine verpasste U-Bahn am Bahnhof Friedrichstraße machte endgültig den Strich durch die Rechnung, deswegen begab ich mich direkt auf den Heimweg.

Rotglühend nach dem Lauf
Rote Welle – rotglühend nach dem Lauf
Eastside Gallery
Eastside Gallery – Zielpunkt erreicht
Eastside Gallery Trabi
Wer wird denn gleich durch die Wand fahren?

 


Insgesamt hat unser Team ganz passabel abgeschnitten, bei 51 gestarteten 10er-Staffeln sind wir auf Platz 33 gekommen. Vor allem hat mich aber fasziniert, dass die Planung so präzise hingehauen hat. Trotz der schwülwarmen Hitze sind fast alle in ihrer geplanten Zeit gelaufen, die meisten mit weniger als 5 Minuten Abweichung. Das muss uns erstmal eine andere Staffel nachmachen!

Ich hatte das erste Mal seit Jahren wieder einen richtigen Muskelkater, der sich über mehrere Tage hinzieht. Bei nächsten Mal werde ich versuchen, langsamer loszulaufen und am Ende nicht so einzubrechen. Ich hoffe ja, dass es ein nächstes Mal gibt, denn das war – trotz der vergleichsweisen „Kurzstrecke“ – ein tolles Erlebnis! Aber als Nächstes kommt erstmal der B2Run, da muss ich nur 5,4km laufen – lächerlich 🤣

Laufstatistik
Meine Laufstatistik – hintenraus stark nachlassend
Das ganze Team
Staffel Hübis Rote Welle – an allen Wechselpunkten

Sieger der Herzen

Letzten Sonntag war ich beim 36. Frohnaulauf dabei. Das ist ein 10km Straßenlauf ganz im Norden von Berlin. Vor drei Jahren war ich da bereits mitgelaufen und jetzt hatte ich mich nach den ganzen warmen Tagen schon darauf eingestellt, kurzärmlig und -hosig laufen zu können. Aber Pustekuchen! In der Nacht waren -4°C und beim Abholen der Startnummer morgens habe ich mir ganz schön einen abgefroren. 🥶

Die Strecke ist auf 5km ausgelegt, so dass beim Hauptlauf zwei identische Runden gelaufen werden. Kurz vor dem Start um 10:45 Uhr waren immerhin schon +2°C und es schien die Sonne, was es schon fast angenehm machte. Eine Frau, schätzungsweise Mitte 60, pirschte sich von hinten an und erschreckte mich mit „hast Du keine kalten Füße?“ Kaum gesprochen bückte sie sich auch schon runter und grapschte meine Füße an, um sich selbst zu überzeugen. Hallo??? Es mag ja eine berechtigte Frage sein bei den Temperaturen, aber einfach so anfassen – das ist fast so wie ungefragt einen Babybauch zu streicheln. Geht gar nicht! Also bitte vorher fragen! 🙄

Frohnaulauf 1. Runde
Frohnaulauf – auf der ersten Runde

Der Lauf selbst ging ganz gut los und ich war nach den ersten paar Zwischenzeiten meiner GPS-Uhr erstaunt, dass ich doch recht schnell unterwegs war. Am Vortag hatte ich nämlich noch einen Orientierungslauf-Wettkampf im Kienbergpark gehabt und der war mit 180 Höhenmetern sehr kraftraubend. Deshalb hatte ich mir keine Rekordzeiten ausgemalt. Ich wollte einfach nur schneller sein, als beim letzten Mal.

Frohnaulauf 2. Runde
Frohnaulauf – auf der zweiten Runde
Laufshirt: Wo sind meine Schuhe?
Mein bewährtes Laufshirt…

Das habe ich auch geschafft! Mit einer Zeit von 48:22 (4:46 pro Kilometer) bin ich mehr als zufrieden, das ist fast 7 Minuten schneller als 2019. Ich hätte nicht gedacht, dass ich so ein Tempo über 10km durchhalte.

Leider gewinnt man aber mit einer persönlichen Bestzeit trotzdem keinen Blumentopf. Hätte es eine eigene Wertung für Barfußläufer gegeben, wäre ich Erster geworden (weil Einziger), aber so gehe ich im Feld der Läufer unter und beschränke mich darauf, mein eigener Sieger zu sein! 🙂

Siegerpodest
Inoffizieller Sieger
Frohnaulauf - Urkunde
Frohnaulauf – Urkunde

Auf leisen Sohlen

Barfuß hört man!

Gestern lief ich wieder eine längere Runde durch den Tegeler Forst und durch Heiligensee. Und an einer Straße, wo ich stehen blieb, sprach mich plötzlich ein älterer Mann von der Seite an:

„Bist Du barfuß?“

Ich war erstmal etwas erstaunt, wenn nicht sogar genervt über diese Frage und gab zurück:

„Ja, sieht so aus, oder?“

Daraufhin er wieder:

„Das finde ich ja ganz toll. Das hört man.“

Da sah ich erst das Blindenzeichen an seiner Mütze und es tat mir leid, dass ich erst so patzig war.

„Oh Sie sehen nichts, tschuldigung! Ja ich bin seit Jahren nur noch barfuß unterwegs und es geht mir besser damit, also gesundheitlich und auch sonst.
Konnten Sie das wirklich hören?“

Er:

„Ja! Das hört sich ganz anders an.“

Ist das nicht klasse?! Der Mann hat gehört, dass ich barfuß rumlaufe und war ganz begeistert. Das finde ich großartig!

Klar, barfuß kracht man nicht so in den Boden und deswegen ist man wohl leiser unterwegs. Wie oft haben sich schon Spaziergänger erschrocken, die ich beim Joggen überholt habe, weil sie mich nicht kommen hörten! Denen fehlte das typische „Chrrrppp, chrrrppp, chrrrppp, chrrrppp…“ (gekiester Fußweg), um mich akustisch als Jogger zu erkennen.

Wenig später begegnete ich dem Mann nochmal in der Gegenrichtung und bevor ich etwas sagen konnte, rief er mir aus 5 Meter Entfernung schon zu:

„Ja, das hört man ganz deutlich!“

Er hatte mich schon wieder von Weitem erkannt. Grandios!

Lauf am Tegeler Fließ
Lautlos unterwegs (Beispielbild)