Barfuß kann ich länger…

Laufen ist blöd

LaufspurenFrüher habe ich laufen gehasst! Als Schüler schon. Ich mochte es nie, wenn wir im Sportunterricht laufen mussten – womöglich auch noch zu Fuß… 😉 Ich konnte es einfach nicht. Später war ich im Schwimmverein und das schließt sich sowieso gegenseitig aus – dachte ich zumindest. Ich war der festen Überzeugung, wenn man schwimmt, dann läuft man nicht und umgekehrt. Diese Denkweise hat sich in meinen Zwanzigern fortgesetzt, als ich nach einer Klassenfahrt zur Seefahrt gekommen bin und ein paar Jahre lang Crewmitglied auf einem Großsegler war. Und wenn man Seemann ist, dann läuft man nicht. Und als Schwimmer UND Seemann schon gar nicht! Basta!

Das ist natürlich Blödsinn, war für mich aber eine super Ausrede, um meine Abneigung gegen das Laufen begründen zu können.

Die ersten Schritte (in Schuhen)

2004 ging ich zum ersten Mal in meinem Leben freiwillig laufen. Ich weiß nicht mehr genau, was mich getrieben hat, aber ich war damals arbeitslos und hatte vermutlich einfach Zeit… Ich erinnere mich noch genau, dass ich gerade mal 20 Minuten unterwegs war, aber fix und fertig mit der Welt. Trotzdem wiederholte ich es ein paar Mal.

Kurz drauf fing ich wieder an zu arbeiten und durch meinen Arbeitgeber kam noch mehr Motivation auf, regelmäßig laufen zu gehen, denn wir nahmen einmal im Jahr am Firmenlauf (B2RUN) teil – 15 Jahre lang. Das machte viel Spaß, aber wirklich trainieren mochte ich dafür nicht. Es war anstrengend und häufig taten mir hinterher die Knie weh. Nach einem Laufschuhwechsel wurde es ganz schlimm: die Achillessehne schmerzte und verhinderte weiteres Laufen sogar vollständig.

Richtig laufen lernen (ohne Schuhe)

Laufen Collage (1)

Das war der Auslöser, warum ich mit dem Barfußgehen und kurz drauf auch Barfußlaufen begann. Die Schmerzen gingen davon weg und es machte nach und nach immer mehr Spaß, die Welt unter den Füßen zu spüren. Plötzlich lief ich gerne und auch öfter. Weil es cool war und keine Quälerei mehr. Ich lief aus Freude am Barfußlaufen und achtete überhaupt nicht aufs Tempo, sondern lief bewusst langsam. Komischerweise machte mich genau das schneller, wie ich bei meinem ersten barfüßigen B2RUN feststellte.

Neben dem Spaß tat mir vor Allem nichts mehr weh nach dem Laufen! Das liegt sicher auch daran, dass ich erst ohne Schuhe gelernt habe, zu laufen wie ein Mensch, sprich: wie die Natur das vorgesehen hat. Immer wieder fügte sich ein Puzzleteil ins Gesamtbild des natürlichen Laufstils, der so mühelos und effizient sein kann, anstatt mit jedem Schritt unnötig viel Kraft zu vergeuden. Dabei habe ich im Laufe der Jahre zu unterscheiden gelernt, welche Anleitungen gut sind und was völliger Schrott ist (95% aller YouTube Videos zum Beispiel).

Als ich dann auch noch die bayerischen Schotterwege gegen Berliner bzw. Brandenburgische Sandwege tauschen durfte, wurde ich endgültig zum leidenschaftlichen Langstreckenläufer und steigerte mein Laufpensum aus purem Spaß daran.

„Lockerer“ wird automatisch „länger“


(Videos werden als externe Inhalte ohne Cookies vom YouTube-Server geladen)

Ich habe versucht, mich an anderen barfüßigen Langstreckenläufern zu orientieren und deren lockeren Laufstil „abzugucken“. Allen voran Anna McNuff, die fast 4000km barfuß durch ganz Großbritannien gelaufen ist. Aber auch der „Barfußdruide“ Achim Krüger, der fast jeden Tag 20km rennt oder Alex Kiesow, der quasi jede Woche einen Marathon oder Ultramarathon läuft, meistens barfuß oder in Sandalen. Zusätzlich bekräftigt hat mich natürlich auch das Buch „Born to Run“ von Christopher McDougall, vor allem das Kapitel 25 über den Werdegang der Laufschuhe, die der Grund allen Übels sind! 😉

Dadurch beeinflusst konnte ich meinen Laufstil optimieren, so dass ich lockerer und ruhiger laufen konnte, was auf Dauer weniger anstrengt und deutlich längere Strecken ermöglicht. So konnte ich meine Läufe bald auf über 10… 12… 15… 18… und schließlich über 20 Kilometer ausdehnen.

Mein Rekordjahr 2021

Laufen Collage (2)

Wie man an obigen drei Beispielen sieht, gibt es Leute, die um ein Vielfaches mehr laufen als ich. Aber für meine Verhältnisse war 2021 DAS Laufjahr für mich. Bereits 2020 hatte ich über Tausend Laufkilometer geschafft, aber 2021 gab es noch ein paar mehr Steigerungen. Ich hatte mir vorgenommen, jeden Monat mindestens 100km zu laufen – das bin ich früher im ganzen Jahr nicht gelaufen! Dieses Ziel habe ich leider knapp verfehlt. Mehrere kleine Verletzungen – Zeh angestoßen (mit Schuhen!) und danach Knie beim Radfahren geprellt – brachten für Oktober und November zusammen genommen gerade mal 50km auf die Uhr. Mit einer Gesamtstrecke von über 1350km habe ich dennoch im Durchschnitt über 100km pro Monat geschafft. Und ich bin insgesamt 12 Mal über 20km gelaufen, also auch im Schnitt jeden Monat einmal (echte Verteilung siehe Grafik). Den letzten Zwanziger habe ich noch an Silvester gemacht und mit über 26km meine längste bisher gelaufene Strecke geschafft. 😎

All das ist nur passiert, weil das Laufen ohne Schuhe leichter geht, weniger anstrengend ist, weniger wehtut und vor allem viel, viel mehr Spaß macht! Barfuß kann ich einfach länger… 😀

Laufstatistik 2021
Laufstatistik 2021

 

4 Antworten auf „Barfuß kann ich länger…“

  1. Hallo Forbi,
    sehr spannend und beeindruckend. In meinen Barfußanfangszeiten probierte ich es auch mit dem Laufen. Erst 4, dann 8km auf Gras und Asphalt entlang eines kleinen Flusses. Aber es dauerte nicht lang und mich beschlich merkwürdige Gefühl, dass sich die Strukturen des vorderen Fußes heftig beschwerten. Natürlich habe ich mich damals nur kurz über Lauftechniken informiert und lief einfach los. Aus Angst vor Ermüdungsbrüchen bin ich dann wieder ins Geherlager zurückgekehrt. Außerdem hatte ich festgestellt, dass die Herzfrequenz schon bei kleinen Anstiegen in damals für mich ärztlich verbotene Zonen stieg. Aber Spaß hat es mir schon gemacht. Vielleicht fange ich irgendwann dann nochmal damit an. Diesmal mit besseren Tipps… 😉
    Liebe Grüße,
    Wolfgang

  2. Hallo Forbi,

    ich hatte eine Frage an Wolfgang Hilden geschickt, und der hat mich auf Deine Seite aufmerksam gemacht.

    Und siehe da … prompt stoße ich auf einen Beitrag von Wolfgang.

    Ich marschiere seit zwei oder drei Jahren in Leguanos rum. Das ist toll und hat mein Gleichgewicht enorm verbessert – und zwar ganz automatisch!

    Ich habe dieses Jahr einige Spaziergänge barfuß gemacht, und fand das sehr angenehm. Sprich: ich möchte das weiter intensivieren.

    Auf meiner Agenda steht auch Laufen. Aber da habe ich Sorgen, dass ich mir meine Knochen kaputt mache. Ich lese mich gerade in die Technik Mittelfuß-Gang ein:
    https://www.thalia.de/shop/home/artikeldetails/A1043305440

    Ich stelle fest, dass ich intuitiv vieles richtig gemacht habe. Irgendwie kriege ich barfuß keinen Fersengang hin.

    Nun gibt es im Internet auch Videos, die mich verunsichern. Beispiel: https://youtu.be/JR0g4I39V38

    Einerseits bin ich etwas skeptisch. Der Anbieter lebt ja davon, dass er Beratung verkauft. Also wird er alles dran setzen, den Neu-Barfuß-Joggern Angst zu machen. Andererseits kann ich nicht einschätzen, ob die Detail-Arbeit nur „Marketing“ und „Verkauf“ ist, oder ob das nicht doch sinnvoll ist.

    Der einfachste Weg wäre natürlich, einem selbsternannten Barfuß-Guru viele hundert Euro in den Hals zu stopfen. Dann würde ich VIELLEICHT bis in die kleinste Hüftbeugung hinein korrekt entspannt barfuß joggen. Aber mein Bauchgefühl sagt mir, dass das nicht der richtige Weg ist. Insbesondere möchte ich die richtige Jogging-Haltung selbst erarbeiten. Ich ahne jedoch, dass ich hier auf Feedback angewiesen bin („Wie sieht es von außen aus?“).

    Vielleicht drücke ich es einfach mal anders aus. Ich könnte für meine kleinen Kinder einen spezialisierten Kinder-Orthopäden engagieren, der ihnen tausendprozentig exakt das Laufen erklärt. Ich kann aber alternativ auch darauf setzen, dass sie durch Trial-And-Error selbst Gleichgewicht und Technik finden – und unterstütze sie dabei mit kleinen Handreichungen aus meiner erfahrenen Laiensphäre heraus. Vorteil der letzten Methode ist, dass meine Kinder dann mit stolzer Brust sagen „ICH habe das Laufen SELBST gelernt“. Und was sie sich selbst erarbeiten, verlernen sie nie wieder!

    So, kannst Du meine Dilemma nachvollziehen? Wie hast Du den richtigen Gang herausgefunden? Hat dir irgendjemand Feedback gegeben?

    Optimal wäre, wenn es sowas wie Barfuß-Joggen-Gegenseitiges-Feedback-Selbsthilfegruppe gäbe 🙂

    Viele Grüße
    Florian

    1. Hallo Florian, ich kann das sehr gut verstehen. Du möchtest von Anfang an alles richtig machen. Aber wie Du selbst schon geschrieben hast, kannst Du es auch ausprobieren. Lass Dich nicht verunsichern von irgendwelchen Videos. Ich bin eher ein Freund von „einfach machen“ – aber darauf achten, was dabei passiert und ob es sich gut anfühlt!
      Zum Barfuß-Coaching kann ich nichts sagen, da ich sowas noch nie in Anspruch genommen habe. Ich habe über die Jahre selbst an meinem Laufstil gearbeitet und immer wieder kleine Puzzleteile im Netz gefunden, die mir dabei geholfen haben. Zur Selbstkontrolle filme ich mich gelegentlich selbst und gebe mir selbst Feedback 😉 Hüte Dich vor Anleitungen, die zeigen sollen, wie man es machen „muss“. Mehr kann ich dazu leider gar nicht sagen. Viel Erfolg!
      LG Forbi

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