Das Märchen von der Lederhaut

Es war einmal ein kleines Männlein, das ging immer und überall barfuß, im Sommer und im Winter, über Stock und über Stein. Es hüpfte und sang dabei und wurde umso vergnügter, je länger es so lief. Es hatte niemals kalte Füße und auch keinen Schnupfen.

Die Menschen im Ort wunderten sich und staunten und sagten: „da hast du bestimmt eine dicke Hornhaut unter den Füßen, vom vielen Barfußwandern?!“ Das Männlein aber sagte:

„Nein, eine Hornhaut habe ich nicht,
denn das ist tote Haut,
die reibt sich beim Barfußgehen ab.
Stattdessen habe ich eine Lederhaut!“

BarfußmännleinOje… 🙄 So oder ähnlich muss es angefangen haben. Denn seit Jahrzehnten hält sich hartnäckig der „Mythos Lederhaut“ beim Barfußvolk.

In der realen Welt ist das leider völliger Unsinn! Ich weiß nicht, wer diesen Quatsch als erstes verbreitet hat? Aber man hört und liest das immer wieder in Interviews oder (Fach-)Büchern zum Thema Barfußlaufen. Die Aussagen sind meist sehr ähnlich, aber trotzdem nicht richtig! Man kann sich mit solchem Falschwissen ganz schön blamieren. Bitte niemals weitererzählen!

Die Wirklichkeit

Wer es ganz genau wissen möchte, kann eine sehr detaillierte Beschreibung der Haut und ihrer Funktionen im barfussblog.de nachlesen. Ich fasse hier nur die wesentlichen Punkte zusammen und beschreibe dann kurz, warum das oben erwähnte Märchen von der Lederhaut in ALLEN PUNKTEN falsch ist:

Hautaufbau

Die Haut besteht aus drei Schichten. Das ist am ganzen Körper so, ganz egal, ob an der Nasenspitze, am Hintern oder unter den Füßen. Je nach Körperteil sind die Hautschichten aber unterschiedlich ausgeprägt. Hier eine einfache Übersicht der Hauptmerkmale, die uns für die Fußhaut interessieren:

  • Oberhaut (Epidermis)
    • Dicke Fußhautproduziert Hornzellen, die nach außen transportiert und abgenutzt werden (=Hornhaut!)
    • normalerweise nur wenige Zehntel Millimeter dick, kann unter den Füßen bis zu einen halben Zentimeter anwachsen
    • bildet mechnanischen und chemisch/biologischen Schutz (Säuremantel, Abwehrzellen) gegen Eindringlinge (Erreger und Fremdkörper)
    • bietet UV-Schutz durch Bildung von Melanin
    • enthält keine Blutgefäße und Schmerzrezeptoren, d.h. Verletzungen der Oberhaut bluten nicht und tun nicht weh
  • Lederhaut (Dermis)
    • besteht aus stützendem und elastischem Bindegewebe
    • enthält viele Gefäße zur Blutversorgung der Haut
    • enthält Schweißdrüsen und Talgdrüsen zur Kühlung bzw. Befeuchtung der Haut
    • enthält viele Nervenenden und Rezeptoren (Temperatur, Druck, Schmerz)
  • Unterhaut (Subcutis)
    • enthält Bindegewebe mit Fettzellen
    • kann bis zu mehrere Zentimeter dick werden
    • dient unter den Füßen als Polster
    • speichert Energie und isoliert gegen Kälte

In diesem Film wird das sehr kurz und anschaulich erklärt:
(Quelle: www.stiftung-gesundheitswissen.de)


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Richtigstellung des Märchens

Mit diesem Wissen können wir nun die vier Hauptpunkte der Behauptung aus dem Märchen widerlegen:

„Vom Barfußlaufen bekommt man keine Hornhaut“

→ Doch! Naja, eigentlich hat man sie schon und bekommt sie nicht erst. Aber die sonst dünne Hornzellenschicht wächst bei regelmäßiger Beanspruchung stark an, so dass man auf jeden Fall eine dickere Hornhaut bekommt.
Anders als z.B. bei Reibestellen von Schuhen ist diese Hornhaut aber gleichmäßig über die Fußsohle verteilt und bleibt dabei geschmeidig und flexibel. Sie stört auch nicht, sondern ist nützlich, da sie den Fuß schützt. Ich weiß nicht, warum sich viele Barfüßer so vehement dagegen wehren, eine Hornhaut zu haben?! Ich bin sehr stolz auf meine!
Wer z.B. ein Saiteninstrument spielt, redet auch ganz selbstverständlich von einer Hornhaut an den Fingerkuppen.

„Im Gegenteil, die Hornhaut reibt sich dadurch runter“

→ Das ist auch nicht ganz richtig. Die produzierten Hornzellen werden tatsächlich abgerieben – dazu sind sie da. Aber man läuft sie nie ganz runter. Denn wenn man das tut, wird es sehr schmerzhaft. Deswegen sollte man bei längeren Wanderungen darauf achten, immer nur so viel Haut zu „verbrauchen“, wie über Nacht wieder nachwachsen kann. Sonst tut’s nämlich weh! Oder Schuhe anziehen, wenn es zu viel wird.
An den Rändern der Ferse oder der Zehen können auch bei Barfußläufern dicke Schwielen entstehen, die sich beim Laufen nicht abreiben, weil sie wenig direkten Bodenkontakt haben. Diese kann man ggf. mit einem Bimsstein oder einer Feile nachbearbeiten.

„Hornhaut ist tote Haut“

→ Das stimmt so nicht. Richtig ist zwar, dass die ganz äußere Schicht aus abgestorbenen Hornzellen besteht, die beim Gehen abgerieben werden. Aber darunter werden munter weiter Hautzellen gebildet, die mithilfe von Keratin verhornen, um später auch wieder abgestoßen werden zu können. Das ist also ein ziemlich lebendiger Vorgang insgesamt.
Das ist auch das Tolle daran: im Gegensatz zu einer toten Schuhsohle, die irgendwann durchgelaufen ist, wächst die Fußsohle ständig nach!

„Barfußläufer bekommen stattdessen eine Lederhaut“

→ Das ist völlig falsch, denn genau wie die Hornhaut hat man die Lederhaut bereits von Geburt an und bekommt sie nicht erst. Und schon gar nicht anstelle einer Hornhaut. Außerdem läuft man niemals direkt auf der Lederhaut, denn sie ist die mittlere Schicht der dreiteilig aufgebauten Haut.
Spricht man anschaulich von „Leder“ oder „ledriger Haut“, ist das sicher eine treffende Beschreibung für die robuste Fußhaut – wie könnte ich auch etwas anderes behaupten, als Betreiber der Domain „lederfuesse“? Aber „Lederhaut“ ist als Fachbegriff bereits reserviert und sollte daher nicht im falschen Zusammenhang verwendet werden.

Ledrige Haut

Fazit / Zusammenfassung

Ja, vom Barfußgehen bekommt man eine dicke Hornhaut!

Aber nicht nur, sondern alle Hautschichten verstärken sich und schützen und unterstützen somit den Körper. Dabei ist keine Hautschicht wichtiger als eine andere, sondern alle drei Schichten sind essenziell und verstärken sich jeweils auf ihre Art, wenn sie regelmäßig beansprucht werden:

  • Die Oberhaut mit der Hornhaut wird dicker und bietet einen besseren Schutz vor Eindringlingen.
  • Das Bindegewebe in der Lederhaut verdichtet sich und verstärkt die Fußhaut. Zusätzlich wird hier die Durchblutung angeregt.
  • Das Unterhaut-Fettgewebe wird dicker und bildet sowohl ein Laufpolster als auch bessere Wärmeisolierung der Haut.

Die Haut wird insgesamt stärker und fühlt sich „ledrig“ an.
So kann man es problemlos darstellen.

Barfuß kann ich länger…

Laufen ist blöd

LaufspurenFrüher habe ich laufen gehasst! Als Schüler schon. Ich mochte es nie, wenn wir im Sportunterricht laufen mussten – womöglich auch noch zu Fuß… 😉 Ich konnte es einfach nicht. Später war ich im Schwimmverein und das schließt sich sowieso gegenseitig aus – dachte ich zumindest. Ich war der festen Überzeugung, wenn man schwimmt, dann läuft man nicht und umgekehrt. Diese Denkweise hat sich in meinen Zwanzigern fortgesetzt, als ich nach einer Klassenfahrt zur Seefahrt gekommen bin und ein paar Jahre lang Crewmitglied auf einem Großsegler war. Und wenn man Seemann ist, dann läuft man nicht. Und als Schwimmer UND Seemann schon gar nicht! Basta!

Das ist natürlich Blödsinn, war für mich aber eine super Ausrede, um meine Abneigung gegen das Laufen begründen zu können.

Die ersten Schritte (in Schuhen)

2004 ging ich zum ersten Mal in meinem Leben freiwillig laufen. Ich weiß nicht mehr genau, was mich getrieben hat, aber ich war damals arbeitslos und hatte vermutlich einfach Zeit… Ich erinnere mich noch genau, dass ich gerade mal 20 Minuten unterwegs war, aber fix und fertig mit der Welt. Trotzdem wiederholte ich es ein paar Mal.

Kurz drauf fing ich wieder an zu arbeiten und durch meinen Arbeitgeber kam noch mehr Motivation auf, regelmäßig laufen zu gehen, denn wir nahmen einmal im Jahr am Firmenlauf (B2RUN) teil – 15 Jahre lang. Das machte viel Spaß, aber wirklich trainieren mochte ich dafür nicht. Es war anstrengend und häufig taten mir hinterher die Knie weh. Nach einem Laufschuhwechsel wurde es ganz schlimm: die Achillessehne schmerzte und verhinderte weiteres Laufen sogar vollständig.

Richtig laufen lernen (ohne Schuhe)

Laufen Collage (1)

Das war der Auslöser, warum ich mit dem Barfußgehen und kurz drauf auch Barfußlaufen begann. Die Schmerzen gingen davon weg und es machte nach und nach immer mehr Spaß, die Welt unter den Füßen zu spüren. Plötzlich lief ich gerne und auch öfter. Weil es cool war und keine Quälerei mehr. Ich lief aus Freude am Barfußlaufen und achtete überhaupt nicht aufs Tempo, sondern lief bewusst langsam. Komischerweise machte mich genau das schneller, wie ich bei meinem ersten barfüßigen B2RUN feststellte.

Neben dem Spaß tat mir vor Allem nichts mehr weh nach dem Laufen! Das liegt sicher auch daran, dass ich erst ohne Schuhe gelernt habe, zu laufen wie ein Mensch, sprich: wie die Natur das vorgesehen hat. Immer wieder fügte sich ein Puzzleteil ins Gesamtbild des natürlichen Laufstils, der so mühelos und effizient sein kann, anstatt mit jedem Schritt unnötig viel Kraft zu vergeuden. Dabei habe ich im Laufe der Jahre zu unterscheiden gelernt, welche Anleitungen gut sind und was völliger Schrott ist (95% aller YouTube Videos zum Beispiel).

Als ich dann auch noch die bayerischen Schotterwege gegen Berliner bzw. Brandenburgische Sandwege tauschen durfte, wurde ich endgültig zum leidenschaftlichen Langstreckenläufer und steigerte mein Laufpensum aus purem Spaß daran.

„Lockerer“ wird automatisch „länger“


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Ich habe versucht, mich an anderen barfüßigen Langstreckenläufern zu orientieren und deren lockeren Laufstil „abzugucken“. Allen voran Anna McNuff, die fast 4000km barfuß durch ganz Großbritannien gelaufen ist. Aber auch der „Barfußdruide“ Achim Krüger, der fast jeden Tag 20km rennt oder Alex Kiesow, der quasi jede Woche einen Marathon oder Ultramarathon läuft, meistens barfuß oder in Sandalen. Zusätzlich bekräftigt hat mich natürlich auch das Buch „Born to Run“ von Christopher McDougall, vor allem das Kapitel 25 über den Werdegang der Laufschuhe, die der Grund allen Übels sind! 😉

Dadurch beeinflusst konnte ich meinen Laufstil optimieren, so dass ich lockerer und ruhiger laufen konnte, was auf Dauer weniger anstrengt und deutlich längere Strecken ermöglicht. So konnte ich meine Läufe bald auf über 10… 12… 15… 18… und schließlich über 20 Kilometer ausdehnen.

Mein Rekordjahr 2021

Laufen Collage (2)

Wie man an obigen drei Beispielen sieht, gibt es Leute, die um ein Vielfaches mehr laufen als ich. Aber für meine Verhältnisse war 2021 DAS Laufjahr für mich. Bereits 2020 hatte ich über Tausend Laufkilometer geschafft, aber 2021 gab es noch ein paar mehr Steigerungen. Ich hatte mir vorgenommen, jeden Monat mindestens 100km zu laufen – das bin ich früher im ganzen Jahr nicht gelaufen! Dieses Ziel habe ich leider knapp verfehlt. Mehrere kleine Verletzungen – Zeh angestoßen (mit Schuhen!) und danach Knie beim Radfahren geprellt – brachten für Oktober und November zusammen genommen gerade mal 50km auf die Uhr. Mit einer Gesamtstrecke von über 1350km habe ich dennoch im Durchschnitt über 100km pro Monat geschafft. Und ich bin insgesamt 12 Mal über 20km gelaufen, also auch im Schnitt jeden Monat einmal (echte Verteilung siehe Grafik). Den letzten Zwanziger habe ich noch an Silvester gemacht und mit über 26km meine längste bisher gelaufene Strecke geschafft. 😎

All das ist nur passiert, weil das Laufen ohne Schuhe leichter geht, weniger anstrengend ist, weniger wehtut und vor allem viel, viel mehr Spaß macht! Barfuß kann ich einfach länger… 😀

Laufstatistik 2021
Laufstatistik 2021

 

Die 10 Ge(h)bote

Oder: warum das Tragen von Schuhen Gotteslästerung ist?

Ich bin wahrlich kein religiöser Mensch. Im Gegenteil, ich für meinen Teil lehne jede Art von Religion grundsätzlich ab. Gibt doch immer nur Ärger…

Göttliches AugeEtwas anders sieht es mit „Gott“ aus. An einen alten Mann mit weißem Bart glaube ich natürlich nicht! Aber ich glaube an übergeordnete Kräfte, die alles Erklärbare und nicht Erklärbare bestimmen. Die Gesetze der Naturwissenschaften nämlich! Die sind so wunderbar und faszinierend und haben im Laufe der Evolution einzigartige Schöpfungen hervorgebracht.

Einfach ausgedrückt: die Natur ist Gott für mich.

Und diese göttliche Natur hat durch viele Millionen Jahre hindurch den Menschen und seinen Bewegungsapparat perfektioniert und zu einem genial ausgeklügelten System gemacht, das extrem anpassungsfähig und belastbar ist und sich zudem permanent selbst erneuern und heilen kann. Wow!

Nur das Gehirn kam offenbar mit der Evolution nicht ganz mit. Und so erfand der Mensch in seiner unendlichen Weisheit zahlreiche Dinge, um die Natur NOCH besser zu machen – zum Beispiel Schuhe. Eigentlich eine tolle Sache, diese Schuhe. Sie schützen vor Verletzungen und extremen Temperaturen. Das ist gut. Nur übertreibt es der Mensch leider und trägt immer und überall Schuhe, auch dann, wenn sie gar keinen Vorteil bringen. Und er gestaltet sie außerdem so, dass sie überhaupt nicht zur ursprünglichen Form des Fußes passen und diesen einengen und sogar verformen. Damit schädigt er nicht nur die Füße, sondern die ganze Körperstruktur!

So, wenn man nun also annimmt, dass „Gott“ gleichbedeutend mit „Natur“ ist und dass der Mensch sich erdreistet, in das evolutionär gereifte Bewegungssystem – also in die Natur – einzugreifen, indem er Schuhe trägt und damit das natürliche – also gottgegebene – Gangbild verändert… dann, ja dann muss man eigentlich zu dem Schluss kommen, dass das dauerhafte Tragen von Schuhen Gotteslästerung ist!

Puh! Harte Worte! Ist vielleicht etwas überspitzt, aber nicht ganz abwegig.

AHA - Erkenntnis

Die folgenden Zehn Gebote sollen aufzeigen, dass der Mensch im Gegensatz zur göttlichen Natur seine Sache eher schlampig gemacht hat – obwohl er glaubt, es besser zu wissen. Denn fast alles an modernen Schuhen widerspricht der natürlichen Form und Funktion menschlicher Füße. Hauptsache modisch… 🙄

Im Gegensatz zu den überwiegend negativ formulierten biblischen VERboten („Du sollst nicht…“) formuliere ich lieber echte GEbote in positiver Form (zum Aufklappen):

Könnte auch heißen: Du sollst dich nicht selbst erhöhen (aber das wäre ja wieder negativ formuliert). Der Fuß ist dazu da, flach auf dem Boden zu stehen. Nur mit der ganzen Fläche des Fußes steht dieser auch stabil und kann das Gewicht gleichmäßig verteilen. Darauf ist der ganze Bewegungsapparat ausgerichtet. Eigentlich!

Schiefstand auf Keil
Auf einem Keil kann man nicht gerade stehen

Wenn man sich aber auf einen Keil (Absatz) stellt, gerät man auf die schiefe Bahn. Die ganze Körperstatik kommt aus dem Gleichgewicht. Der Vorfuß wird übermäßig belastet, die Achillessehnen verkürzen sich und Gelenke werden anders beansprucht als natürlicherweise vorgesehen. Überlastungen sowie Knie-, Hüft-, Rücken-, Nackenschmerzen können die Folge sein. Ein gelenkschonender Vorfußgang ist in Schuhen mit Absatz kaum mehr möglich. Auch das Gleichgewicht wird gestört, wenn man nicht fest mit dem flachen Fuß auf dem Boden steht.

Die Zehen sind die Verlängerung der Mittelfußknochen und sollten mit diesen in einer Linie stehen. Der Fuß ist damit vorne deutlich breiter als hinten. Das ist wichtig, da Groß- und Kleinzehenballen mit der Ferse ein Dreieck bilden, was für einen stabilen Stand sorgt. Die Großzehe dient dabei als natürliche Pronationsstütze und unterstützt das Längsgewölbe.

Herkömmliche Schuhe berücksichtigen diese Fußform so gut wie nie. Selbst vermeintlich bequeme Sportschuhe laufen vorne spitz zu. Das soll elegant aussehen... naja, höchstens solange die Füße in Schuhen versteckt sind. Denn die Folge sind zusammengedrückte Zehen, die schon im Kindesalter deformieren und später zu Ballenzehen (Hallux valgus) und/oder Hammerzehen führen (sehr elegant...). Fehlt die Stütze der zur Mitte gedrückten Großzehe, knickt der Fuß nach innen ein (Knickfuß). Durch Einengung der Zehen wird außerdem auch der Vorfußgang verhindert, da ein Auffächern der Zehen unmöglich ist. Der Mensch verfällt selbst bei höherem Tempo in den Fersengang, was die Gelenke stark belastet.

Fußabdruck vs. Schuhform
Passform - wie soll das da reinpassen?

Barfuß auf Schotterweg
Jeder Untergrund verdient es, intensiv gespürt zu werden

Die Haut unter den Füßen ist dichter mit Nerven durchsetzt als die meisten anderen Körperstellen. Das hat einen Grund! Der unmittelbare Kontakt gibt Rückmeldungen über die Beschaffenheit und Temperatur des Untergrundes. Das unterstützt zum Beispiel die Sensomotorik, denn ein direktes Feedback erleichtert es, die Balance zu halten. Hautkontakt fördert aber auch die Synapsenbildung im Gehirn. Durch permanente Stimulation der Fußnerven wird die Hirntätigkeit angeregt. Man fühlt sich "geerdet" und es werden Endorphine (Glückshormone) ausgeschüttet. Außerdem wird die Sohlenhaut deutlich dicker und robuster, wenn sie mechanisch beansprucht wird. Alle Hautschichten verstärken sich und bilden so ein starkes Polster, das auch längeren starken Belastungen standhält, ohne Blasen zu bekommen.

Bei Isolation der Haut durch eine Schuhsohle entfällt das Training der Sensorik. Alles fühlt sich gleich an, die Reizarmut führt zur Abstumpfung, Veränderungen des Untergrundes werden langsamer oder gar nicht wahrgenommen. Durch diese "sensorische Blindheit" kann auch das Stolperrisiko zunehmen, gerade im Alter. Ohne Bodenkontakt wird die Haut nicht gefordert, sie bleibt dünn und empfindlich (auch in sog. „Barfußschuhen“).

Frische Luft tut den Füßen gut. Die Haut bleibt trocken und schwitzt nicht. Und wenn doch, dann trocknet der Schweiß schnell und stinkt nicht. Gut belüftete Haut ist auch weniger anfällig für Pilze und andere Keime. Sonnenstrahlung auf der Haut sorgt außerdem für die Ausschüttung von Endorphinen wie z.B. Serotonin. Das steigert das allgemeine Wohlbefinden und stärkt ebenfalls das Immunsystem.

In Schuhen hingegen bekommt man schnell Schweißfüße. Über einen längeren Zeitraum wird die Haut feucht und käsig. Erst recht, wenn Schuhe und Socken nicht auslüften können und mehrere Tage hintereinander zum Einsatz kommen, ohne gewechselt zu werden. Die Haut baut keinen guten Eigenschutz auf, wenn sie selten ans Tageslicht kommt. Das begünstigt einen Pilzbefall von Haut und Nägeln, denn Pilze mögen es feucht, warm und dunkel.

Fuß mit Pilzen
Vorsicht vor Pilzbefall

Wenn man barfuß geht, werden Muskeln, Bänder und Sehnen gestärkt, denn sie werden dabei stärker beansprucht als beim Gehen in Schuhen. Das betrifft nicht nur die Fußmuskulatur, sondern auch die Waden und Oberschenkel. Eine kräftige Wadenmuskulatur hält unter anderem die Fußgewölbe von oben in Form (weswegen auch eine Hebung platter Füße von unten mit Einlagen unsinnig ist). Ein kräftiger Abstoß mit den Zehen stärkt die Zehenmuskulatur, die u.a. beim federnden Vorfußgang eine wichtige Rolle spielt.

Schuhe nehmen den Füßen die Arbeit ab. Durch „ergonomische“ Formung und vor allem starke Polsterung von Außen- und Innensohlen muss der Fuß weniger arbeiten - die Muskulatur verkümmert. Als Folge fallen Quer- und Längsgewölbe ein, der Fuß knickt nach innen (Knick-/Senkfuß). Mit Pronationsstützen oder Einlagen wird der Muskulatur noch mehr Arbeit abgenommen und der Effekt verschlimmert sich. Auch dadurch, dass man in Schuhen weitgehend in den Fersengang verfällt, wird der Vorfuß bzw. die Zehen weniger belastet, wichtige Muskelgruppen bilden sich zurück.

Barfußgehen gibt Kraft
Starke Muskeln durch Barfußgehen

Dass man vom Barfußgehen auf kaltem Boden eine Erkältung oder Blasenentzündung bekommen kann, ist ein unsinniges Ammenmärchen. Im Gegenteil wird das Immunsystem durch den Kältereiz trainiert und gestärkt (das ist der Kernpunkt von Sebastian Kneipps Lehre). Die Temperatur des Untergrundes ist fast immer niedriger als die Körpertemperatur. Zum Ausgleich sorgt der Körper für Energienachschub in Form von besserer Durchblutung der Füße. Als Folge wird der Körper sogar weniger anfällig für Infektionen. Ein weiterer positiver Effekt: man bekommt seltener kalte Füße. Also kalt werden die Füße natürlich schon, aber man friert dabei nicht, das ist der Unterschied! Es ist nicht mehr unangenehm. Selbst im Winter können niedrige Temperaturen problemlos gemeistert werden, wenn die Durchblutung der Füße funktioniert.*

In Schuhen herrscht fast immer dieselbe Temperatur und die ist in der Regel gleich der Körpertemperatur oder sogar höher, auf jeden Fall immer wärmer als die Bodentemperatur. Die körpereigene Wärmeregulierung der Füße wird abgeschaltet, denn sie wird nicht mehr benötigt (Prinzip: „use it or lose it“). Sind aber die Schuhe erstmal kalt, schaffen es die Füße nicht, sich selbst und die Schuhe aufzuwärmen. Dann friert man, was zu Unwohlsein führen kann und im schlimmsten Fall tatsächlich das Immunsystem schwächt.

Barfuß Schneeschippen
Nie mehr kalte Füße - Kältereiz fördert die Durchblutung

*Anm.: bei Minusgraden sind Schuhe allerdings sinnvoll, denn dann ist die Gefahr von Erfrierung hoch, weil der Körper Schädigungen des Gewebes unter Umständen nicht mehr zuverlässig als Schmerz meldet (Wärmegefühl trotz Erfrierung).

Der menschliche Körper ist dem Schwerfeld der Erde ausgesetzt und muss diesem beim Stehen und Gehen entgegenwirken. Das funktioniert umso besser, je fester der Untergrund ist. Auf einem harten Boden erreicht man mehr Gegenkraft als auf einem weichen. Beispiel: Wasser, Schlamm, Sand, Beton – worauf steht man wohl am stabilsten, ohne zu wackeln oder gar einzusinken? Daher ist ein definierter, harter Abstoß notwendig, um einen Widerstand gegen die Schwerkraft zu richten. Das geht barfuß am besten!

Stehen auf festem und weichem Boden
Stabiler Stand auf hartem Boden / auf weichem Polster

Je dicker und weicher eine Sohle ist (z.B. Schaumstoff), desto instabiler wird der Stand und der Gang. Durch eine weiche Sohle wird mehr Energie absorbiert (=verschwendet) und steht beim Abstoß nicht mehr zur Verfügung. Überlastungen können die Folge sein. Tatsächlich werden die Gelenke und Sehnen umso mehr belastet, je weicher ein Schuh gepolstert ist. Das klingt paradox, wurde aber bereits in den 1980er Jahren in wissenschaftlichen Studien belegt. In stark gepolsterten Schuhen bekommt das Gehirn außerdem von den Füßen eine andere Rückmeldung über den Untergrund als das Auge es meldet. Das kann zu latentem Stress führen.

Die Natur sieht vor, dass Menschen locker in einer fließenden Bewegung gehen und nicht steif und unbeweglich. Dabei gelten drei einfache Regeln:

  1. Ein Gelenk bewegt sich nie alleine, sondern immer gemeinsam mit anderen Gelenken.
  2. Reihenfolge: erst große Gelenke, dann kleine, z.B. erst Hüfte, dann Oberschenkel, dann Unterschenkel, die Füße folgen dann fast von selbst (nur so kann Ballengang funktionieren!)
  3. Gelenke sind niemals ganz durchgestreckt, sondern haben immer etwas Vorspannung.

Wenn man das beachtet, läuft man mit dem Körper, statt gegen ihn, d.h. man nutzt Bewegungsenergie, statt Kraft zu vergeuden. Leicht angewinkelte Gelenke ebenso wie die Fußgewölbe speichern die Energie beim Aufprall. Diese Energie wird beim Abstoß wieder abgegeben und erleichtert den Bewegungsablauf, ohne dass jeder Schritt zum Kraftakt wird. Das funktioniert barfuß am besten.

Schuhe verändern die Gangart. Durch zusammengedrückte Zehen im Vorderbereich sowie die erhöhte Ferse am Absatz kann der Fuß nicht so aufsetzen wie es beim Barfußgehen der Fall ist. Das verminderte Empfinden für die Beschaffenheit des Untergrundes trägt zusätzlich zur Vernachlässigung des Ganges bei. Man latscht einfach nur so vor sich hin, womöglich mit durchgedrückten Knien. Die Bewegungsreihenfolge kommt durcheinander, Versteifungen im ganzen Körper verbrauchen unnötig Kraft und führen zu starker Belastung der Gelenke.

Silly Walk
Gehen wie ein Mensch - immer locker bleiben

Wer barfuß geht, achtet stärker auf den Weg. Zunächst sehr bewusst, später eher unbewusst. Scherben, Hundehaufen oder Stolperfallen werden intuitiv erkannt und umgangen. Zudem entschleunigt das Barfußgehen, da man bewusster und vielleicht auch etwas langsamer geht. Auch die Natur wird geschont, wenn man besser darauf achtet, wohin man tritt, z.B. kleine Pflanzen oder Tiere am Boden.

Mit Schuhen trampelt man gefühllos durch die Gegend und beachtet den Weg kaum. Das kann tatsächlich auch die Verletzungsgefahr erhöhen, z.B. durch Stolpern oder Anstoßen. Liegt der Fokus nicht auf dem Weg, wird mit groben Sohlen auf natürlichem Untergrund mehr zerstört als auf blanken Sohlen.

Blindschleiche und Schild
Achtsamkeit schont die Natur

Schuhe kosten Geld! Viele Schuhe kosten viel Geld, wenige Schuhe kosten wenig Geld, keine Schuhe kosten kein Geld. Außerdem spart man beim Barfußlaufen eventuell auch weitere Kosten ein. Zum Beispiel für die Behandlung von Langzeitfolgen wie Fußdeformationen, Knie-, Hüft-, Rückenprobleme, Haut- und Nagelpilze usw.

leeres Schuhregal
sparsames Schuhregal (Sommerversion)

Quellen (Auszug):

Bücher:

Blog-Artikel und Videos:

Sonstiges:

  • Noch viel, viel mehr Artikel, Blogs und Videos im Internet. Zu viele, um sie alle hier aufzulisten
  • Und zu guter Letzt: die eigene Erfahrung als langjähriger Barfußfreak 😉

Barfuß schützt vor Grippe nicht

Da bin ich das ganze Jahr fleißig barfuß gelaufen und habe mir eingebildet, mein Immunsystem ist perfekt gestärkt. Im Winter habe ich mich nicht geschont und das Abhärtungsprogramm weiter durchgezogen. Bis -5°C und teilweise darunter (zweistellige Minusgrade!) bin ich draußen ohne Schuhe rumgelaufen und dachte, mir kann jetzt nichts mehr was anhaben. Ich habe mich schon gefreut, dass dies der erste Winter überhaupt sein wird, in dem ich gar nicht krank werde… Und dann das: Grippe!

Fieber trotz barfuß... wie kann das sein?
Fieber trotz barfuß… wie kann das sein?

Also das hat mich dann doch arg zurückgeworfen. Vor allem hat’s mich gleich so umgeworfen, dass ich 2 Wochen lang gar nichts machen konnte. Nur schlafen, trinken und husten – und warme Socken und Schuhe hatte ich auch die ganze Zeit an…

Was lernen wir daraus? Keine Ahnung, aber Virusinfektionen haben offenbar ihre eigenen Regeln. Meine Ärztin empfahl mir für den nächsten Winter eine Grippeimpfung. Ich werde drüber nachdenken…

Der Streusalzwahnsinn

Völlig versalzener Eingangsbereich
Völlig versalzener Eingangsbereich

So schön es auch ist, im Winter draußen barfuß laufen zu können, die Freude über meine neue Kälteresistenz wird immer wieder getrübt durch zu gut gemeinten Winterdienst.

Unser eigener Hausmeisterservice übertreibt es besonders (siehe Bild links), aber auch auf öffentlichen Gehwegen wird mit dem salzigen Streugut nicht gegeizt. Hundebesitzer in meinem Bekanntenkreis erzählten mir, dass ihre Hunde Streusalz gar nicht mögen. Ich bin kein besonderer Hundefreund, aber in diesem Fall fühle ich mit Ihnen, denn ich mag das auch nicht.

Auftausalz, wie es technisch korrekt heißt, bewirkt eine Herabsetzung des Gefrierpunktes von Schnee und Eis, dadurch schmilzt dieses dann. Klingt erstmal nicht verkehrt, aber eine nasse Straße fühlt sich deutlich kälter an als plattgetretener Schnee. Außerdem kann sich das Salz möglicherweise in kleine Risse in der Fußsohle setzen und brennen.

Streusalz - schädlich für die Umwelt und für Füße
Streusalz – schädlich für die Umwelt und schlecht für die Füße

Aber was sind die Alternativen? Streusplitt finde ich auch nicht besser. Manch ein Hausbesitzer streut so viel davon vor sein Grundstück, dass das Laufen darauf zur Qual wird und außerdem muss im Frühjahr alles wieder weggeräumt werden.

Ich wäre ja dafür, Gehwege gar nicht zu räumen, sondern den Schnee nur platt zu machen. Nach meiner Erfahrung ist das auch gar nicht so rutschig  Meinetwegen noch Sand drauf. Aber bitte kein Salz und kein Splitt.

Naja, das bleibt wohl nur ein Wunsch!

So geht's auch - nicht geräumter Ausnahme-Fußweg
So geht’s auch – nicht geräumter Ausnahme-Fußweg

Aua!

Nicht für menschliche Füße gemacht
Nicht für menschliche Füße gemacht

Diese Schuhe habe ich in einem italienischen Restaurant gesehen. Sie waren an die Toilettentür genagelt – an der Damentoilette entsprechend ein paar Stöckelschuhe. Die Idee finde ich an sich lustig, aber mir taten direkt die Zehen weh, als ich diese spitze Schuhform sah. Die Damenschuhe sahen dagegen vergleichsweise bequem aus…

Ich frage mich, ob das ein paar italienische Designerschuhe waren oder doch eher ein billiges Modell?! Ganz egal – sie an die Klotür zu hängen ist vermutlich das Beste, was man damit machen konnte. An die Füße eines Menschen, der noch alle Zehen hat passen sie ganz sicher nicht (so wie 99,9% aller anderen herkömmlichen Schuhe auch!).

Meine erste richtige Glasscherbe

Barfuß zu laufen ist wahnsinnig gefährlich! Zumindest wenn man seinen Mitmenschen glauben kann, die überall und ständig Glasscherben, Dornen und Heroinspritzen vermuten, in die man reintreten kann…

Mein Argument war bisher immer, dass ich noch nie in eine Scherbe reingetreten bin. Aber nun kann ich endlich von meiner ersten Glasscherbe berichten, bzw. eigentlich ist es eher ein Glassplitter gewesen, ca. 3mm lang und schön scharfkantig.

Der steckte drei Tage im Fuß – mit Stecknadeln und Pinzette entfernt
Der steckte drei Tage im Fuß – mit Stecknadeln und Pinzette entfernt

Erst habe ich es gar nicht gemerkt, aber in einer bestimmten Stellung hat es beim Auftreten immer etwas gepiekst. Sehen konnte ich nichts, außer einem winzigen Pünktchen an der Sohle. Aber es stand auch nichts heraus, so dass ich mir erst nichts dabei dachte.

Das Ding steckte bestimmt drei Tage in der Fußsohle, bis ich mich doch wieder intensiv damit beschäftigte, weil ich mir inzwischen dachte, dass da wirklich was drin sein muss. Mit einer Pinzette konnte ich nichts greifen, aber am Ende habe ich es geschafft, mit zwei Stecknadeln von beiden Seiten drunter zu fassen und den Splitter hochzuhebeln, so dass ich ihn dann doch mit der Pinzette anfassen und rausziehen konnte.

Ich war erstaunt, wie groß das Glasstück war, denn schließlich steckte es mehrere Tage im Fuß, ohne dass ich nennenswerte Schmerzen hatte. Daran konnte ich sehen, wie dick die Leder- bzw. Hornzellenschicht unter meinen Füßen schon sein muss.

Trotzdem gilt: immer schön aufpassen, wo man hintritt!

Barfuß auf heißen Kohlen

Ohne Schuhe grillen – klingt sehr romantisch, kann ich aber tatsächlich nur bedingt empfehlen. Mir ist es nämlich passiert, dass ein ca. 2cm großes Stück heiße Kohle neben den Grill gefallen ist (ohne dass ich es gemerkt habe natürlich) und irgendwann bin ich draufgetreten…

Es fühlte sich erst wie ein Insektenstich an und ich dachte, ich wäre auf eine Wespe getreten oder sowas. Dann sah ich die Kohle im Gras und dann war klar, woher der Schmerz kommt.

Dies war dann auch die erste wirkliche „Verletzung“, die ich mir beim Barfußlaufen zugezogen habe. Wobei es so schlimm gar nicht war. Es hat sich eine winzige Brandblase gebildet, die nach ein paar Tagen schon wieder weg war und beim Laufen war ich dadurch auch nicht großartig eingeschränkt.

Ob ich beim nächsten Grillen Schuhe anziehen werde, weiß ich aber noch nicht… 😉

Barfuß grillen kann wehtun
Barfuß grillen kann wehtun