Barfuß auf Schotter – nicht jugendfrei?

Gibt es einen Barfußfilter bei YouTube?Im Sommer dieses Jahres habe ich mich selbst beim Gehen über einen geschotterten Weg gefilmt. Einfach nur so, zur Selbstkontrolle, um zu sehen, wie ich mich eigentlich so bewege.

Vor einiger Zeit hatte ich das Filmchen nach etwas Bearbeitung in meinen YouTube-Kanal hochgeladen. Aber unmittelbar nach dem Upload war das Video schon mit dem Etikett „mit Altersbeschränkung“ versehen. Nanu!? Ich konnte das selbst nicht mehr ändern und habe mich sehr gewundert.

As you may know, our Community Guidelines describe which content we allow – and don’t allow – on YouTube. Your video Barfuß und locker über den Schotterweg was flagged to us for review. Upon review, we’ve determined that it may not be suitable for all viewers and it has been placed behind an age restriction. Ich bekam eine (automatische) E-Mail, in der stand, dass mein Video aufgrund von Richtlinien (Community Guidelines) eingeschränkt wurde und dass man Beschwerde dagegen einlegen könne. Also füllte ich das entsprechende Formular aus und erklärte, dass es wohl ein Irrtum sein müsse, denn in dem Video ist ja nichts Schlimmes zu sehen.

Thank you for submitting your video appeal to YouTube. After further review, we've determined that while your video does not violate our Community Guidelines, it may not be appropriate for a general audience. We have therefore age-restricted your video.Einen Tag später hatte ich bereits eine Antwort („Decision on your Video Appeal“) im virtuellen Postkasten, in der mir erklärt wurde, dass ich tatsächlich nicht gegen die Richtlinien verstoße. Aha, schon mal gut! Aber es sei „möglicherweise nicht für ein allgemeines Publikum geeignet“, deswegen bleibt die Altersbeschränkung bestehen…

Hä? Was ist mit denen  los? Seit wann sind nackte Füße nicht mehr jugendfrei? Oder liegt’s am Schotter???

Eine weitere Rückmeldung kann ich nicht abgeben, da man sich nur einmal pro Video beschweren kann! Und das noch nicht mal mit besonders ausführlichen Erklärungen – der Text in dem Beschwerdeformular darf nämlich nur 200 Zeichen lang sein!

Ich habe jetzt noch eine zweite Variante von dem Video erstellt, mit Vor- und Abspann und noch ein paar Sequenzen, die nicht in Zeitlupe sind – in der Hoffnung, dass das diesmal durchgeht. Aber auch dieser Film wurde sofort vom Uploadfilter mit der Altersbeschränkung versehen 🙁

Ich glaube ja noch nicht mal, dass da irgendein verklemmter Reviewer mit Podophobie dahinter steckt, sondern gehe fest davon aus, dass hier ein Upload-Filter-Algorithmus irgendwas in meinem Film erkannt haben will. Und auch die zweite Prüfung halte ich nur bedingt für echt. Ich gehe eher davon aus, dass auch dort eine Standardantwort mit Zeitverzögerung gesendet wurde, ohne dass jemals ein echter Mensch das Video geprüft hat. Anders kann ich mir das nicht erklären, zumal ich auf die Beschwerde für mein zweites Video eine „Decision“-Mail mit exakt demselben Wortlaut bekam wie beim ersten Mal.

Es ist unfassbar, welch hirnrissigen und teils wirklich jugendgefährdenden Unsinn man bei YouTube finden kann, der nicht blockiert wird. Aber nackte Füße sind ab 18… Arme Welt!

Ach ja, dies ist übrigens das Video, um das es geht (die zweite Version) – leider kann man es nur als eingeloggter, volljähriger YouTube Benutzer ansehen:


(Videos werden als externe Inhalte ohne Cookies vom YouTube-Server geladen)

Barfuß ist KEIN Trend!

Immer wieder lese ich in den Medien, Barfußgehen wäre ein neuer Trend. Wenn das bedeutet, dass es zunehmend mehr Leute machen, dann finde ich es gut! Allerdings hat das Wort „Trend“ für mich den Beiklang einer vorübergehenden Modeerscheinung und da muss ich frei nach Loriot einlenken: „Moooment!“

Nur ein Trend?
Nur ein Trend?

An dieser Stelle müssen wir etwas zurückspulen:

  • die Menschheit im weitesten Sinne gibt es seit ungefähr 2 Mio Jahren – die 15 Mio davor können wir als Entstehungsgeschichte der Homoiden gerne noch dazuzählen, ganz nach Belieben. Die waren IMMER barfuß!
  • Schuhe oder schuhähnliche Fußbekleidung gibt es nachweislich erst seit ein paar Tausend Jahren, mit viel Wohlwollen ein paar Zehntausend
  • das Tragen geschlossener Schuhe ist erst etwa seit dem Mittelalter gebräuchlich, in dieser Zeit kam wohl auch erstmals der Absatz auf
  • Moderne Schuhe, wie wir sie heute kennen, gibt es erst ungefähr seit Beginn der Industrialisierung im 19 Jh.
  • und Sportschuhe mit Gummisohlen gibt es sogar erst seit wenigen Jahrzehnten

So, und nun stellen wir mal ein paar Millionen Jahre Menschheit den vergleichsweise wenigen Jahren Schuhexistenz gegenüber. Man mag darin einen technischen Fortschritt erkennen (weil der Mensch sowieso immer besser weiß, was gut für ihn ist), aber ich hoffe stark, dass das Barfußgehen kein Modetrend ist, sondern eine Rückbesinnung auf das, was uns die Evolution vor langer Zeit mitgegeben hat. Nämlich ein genial ausgeklügeltes System, das einen perfekten Bewegungsablauf ermöglicht – ganz ohne künstliche Hilfsmittel.

Trends schaffen Märkte

Und so ist es auch nicht verwunderlich, dass sich passend zum neuen Barfußtrend auch gleich eine ganze Industrie dafür etabliert hat. Allen voran natürlich Schuhhersteller, die jetzt „Barfußschuhe“ allerlei Ausprägungen verkaufen, damit man zwar barfuß gehen soll, aber dabei nicht auf das passende Schuhwerk verzichten muss. Vom High-End-Business-Schuh bis zur Supermarktklasse (die teilweise nicht im Ansatz die Kriterien für solche Schuhe erfüllen) ist alles dabei. Meine Hoffnung, dass solche Schuhe – vor allem die qualitativ hochwertigeren – langfristig herkömmliche Schuhe vom Markt drängen, wird vermutlich ein Wunschtraum bleiben.

Dann gibt es jetzt jede Menge „Barfuß-Coaches“, die es zu ihrem Hauptberuf gemacht haben, Leuten beizubringen, wie man barfuß läuft. Es gibt sogar eine ganze Akademie für das Barfußgehen. Sollte es sich irgendwann mal rumgesprochen haben, dass es besser wäre, wenn Menschen den natürlichen Gang (den sie im Kleinkindalter ganz von selbst können) gar nicht erst verlernen müssen (wenn sie nämlich keine oder nur selten Schuhe tragen), dann sind all diese Leute wieder arbeitslos. Aber das wird wohl auch so schnell nicht passieren. Mir ist ein Rätsel, was man in mehrtägigen Gruppenseminaren lernt, das man nicht schon nach einer Stunde Theorie verstehen kann?! Üben muss dann sowieso jeder für sich selbst und zwar über Monate im Alltag.

Und schließlich sind da noch die Medien, die über so einen „Trend“ berichten. Das ist zunächst mal gut, es soll ja schließlich bekannter werden. Aber nicht alle Artikel sind eine gute Werbung für das Barfußgehen, denn es wird auch viel Unsinn (ab-)geschrieben. Letztens habe ich grad wieder irgendwo gelesen, dass „Asphalt den Füßen schadet“ – das kann man so pauschal nicht sagen. Manchmal wird zur Bekräftigung des Inhalts auch noch ein „Experte“ hinzugezogen, dessen Kompetenz aber häufig eher im Bereich kranker Füße liegt, als beim gesunden Barfußgehen.

Kein Trend, sondern normal!
Kein Trend, sondern normal!

Vision

Vielleicht ist Barfußgehen irgendwann nichts exotisches mehr, sondern ganz normal?! Vielleicht sind Barfußschuhe, Barfußexperten und Berichte über Barfußgeher irgendwann überflüssig, weil sich niemand mehr wundert?!

Es mag sein, dass all das ein Trend ist und irgendwann wieder aufhört, aber das Barfußgehen selbst ist KEIN Trend, denn es ist die natürlichste und gesündeste Fortbewegungsart. Schuhe sind keine technische Weiterentwicklung der Menschheit, um das natürliche Gehen auf den eigenen Füßen zu ersetzen.

Nicht falsch verstehen, Schuhe sind eine tolle Erfindung! Sie schützen uns vor Verletzungen und vor extremen Temperaturen. Aber nur dann ist es sinnvoll, welche zu tragen! Zu behaupten, auf Asphalt zu Laufen wäre schlecht für die Gelenke und eine 3cm dicke Schaumstoffsohle könne die Stöße abfedern, halte ich für eine kühne Aussage. Da hätte die Natur aber gründlich versagt!

Barfuß aufm Bahnhofsklo?

Barfuß auf öffentliche Toiletten gehen? Iiiiieeh, ist ja eklig!

Hm… selbst in Interviews mit langjährigen Hardcore-Barfußläufern bin ich schon über solche Sätze gestolpert, dass sie niemals nicht keine Schuhe anziehen – außer bei extremen Minustemperaturen oder auf öffentlichen Toiletten. Nanu?!

Barfuß auf nasser öffentlicher Toilette
Barfuß auf nasser öffentlicher Toilette

Okay, es mag tatsächlich etwas Überwindung kosten, den nassen Fußboden dort zu betreten, vor allem, wenn man die Zusammensetzung der ominösen Flüssigkeit nicht kennt – hoffentlich nur Wasser!

Aber mal ehrlich: meine Füße kann ich anschließend waschen, bzw. spätestens nach 50m Fußweg draußen habe ich wieder das Gefühl, dass alles trocken und „neutralisiert“ ist. Wenn ich dafür aber extra Schuhe mitnehme und anziehe – was mache ich damit hinterher? In die Tasche stecken? Bäh!

Ist es nicht viel ekliger zu wissen, bzw. NICHT zu wissen, was da dann alles drunter klebt? Schuhe wasche ich normalerweise nicht jeden Tag, meine Füße schon, sogar mehrmals. Und es gibt Studien, die besagen, dass das Infektionsrisiko auf versifften Klos einer Autobahnraststätte geringer ist als beim eigenen Spülschwamm zuhause. Also was soll’s?

Ich finde, bei all den bewundernswerten Heldentaten, die man als Barfußläufer täglich vollbringt (Schotterwege, Glasscherben, Bergwanderungen, Schnee und Eis…) gehört der unbedarfte Besuch öffentlicher Toiletten einfach auch dazu. Klingt komisch – ist aber so!

 

Barfuß in Concert

Wie bereits im Vorjahr bin ich zusammen mit Kollegen zum Konzert von Wishbone Ash gegangen. Eine Band, die ich schändlicherweise noch gar nicht so lange kenne, obwohl es sie schon länger gibt, als ich lebe…

Der breiten Öffentlichkeit vermutlich eher unbekannt, weil der Mega-Hit ausblieb, aber namhafte Bands wie Aerosmith, KISS, ZZ Top oder Bruce Springsteen haben einst als Vorbands für Wishbone Ash angefangen. Heute ist Gründungsmitglied Andy Powell immer noch unterwegs, um mit seiner Flying-V Gitarre unermüdlich die alten Songs unters Volk zu bringen. Musik für Gitarristen würde ich sagen 😉

Wishbone Ash im Ampere in München
Wishbone Ash im Ampere in München

Für mich war es eine Premiere, denn ich war vorher noch nie barfuß in einem (Rock-)Konzert. Letztes Jahr hatte ich an selber Stelle Schuhe an und das ganze Konzert über kalte Füße gehabt. Dieses Jahr war es kein Problem. Es fing schon damit an, dass ich mit öffentlichen Verkehrsmitteln bei -2°C hingefahren bin und auch in der Halle fühlte ich mich rundum wohl.

Mir ist auch keiner auf die Füße gelatscht und Scherben oder sonstigen Müll gab es auch nicht in der Halle. Das war eigentlich meine größere Befürchtung. Aber der Boden war erstaunlich sauber und überschaubar. Die Notfallschuhe aus Neopren durften also in der warmen Jackentasche bleiben.

Auch wenn es hier so problemlos ohne Schuhe ging, würde ich zukünftig nicht auf zusätzliche Latschen für den Notfall verzichten, denn abhängig vom Veranstaltungsort oder dem ganzen Drumherum könnten die doch spontan nötig sein…

Röckenröll !!!

 

Barfuß im Auto

Barfuß Autofahren – ist das nicht verboten?!

Nein, ist es nicht!

Die Straßenverkehrsordnung sieht keine Regelung vor, mit welchem Schuhwerk man Autofahren soll oder ob man überhaupt Schuhe anziehen muss. Für private Fahrten wohlgemerkt, denn für Berufskraftfahrer im Dienst können Unfallverhütungsvorschriften gelten, nach denen tatsächlich das Tragen fester, den Fuß umschließender Schuhe Pflicht ist.

Grundsätzlich gilt, dass ein Fahrer sich so zu verhalten hat, dass die Verkehrssicherheit nicht beeinträchtigt ist und andere Verkehrsteilnehmer nicht gefährdet werden. Das gilt aber nicht nur für Schuhwerk, sondern für alles mögliche, was man hinter dem Steuer machen kann.

Wem also die Füße schon beim Gehen über einen normalen Fußweg wehtun, der sollte besser auch beim Autofahren nicht auf seine künstlichen Sohlen verzichten. Wenn man allerdings das Barfußgehen über einen längeren Zeitraum gewohnt ist, sehe ich persönlich keine Beeinträchtigung darin, auch ohne Schuhe Auto zu fahren. Im Gegenteil, mir persönlich kommt es immer wieder komisch und ungewohnt vor, wenn ich mal mit Schuhen fahren muss.

Argumente wie eine geringere Bremskraft oder das barfüßige Abrutschen von den Pedalen sind völliger Quatsch und meiner Meinung nach von Leuten erfunden worden, die keine Ahnung haben, wieviel Gefühl in den Füßen stecken kann. Ich finde, barfuß kann ich sowohl Gas als auch Bremse viel besser dosieren und vom Pedal abzurutschen kann ich mir eher mit dreckigen oder nassen Schuhen vorstellen als barfuß. Und das mit dem Druck auf der Bremse verstehe ich auch nicht. Warum sollte ich mit Schuhen mehr Kraft im Bein haben als ohne? Weil es wehtut, wenn man barfuß bremst? Hm… wie gesagt, wem das wehtut, der sollte es nicht machen! Aber wenn ich kilometerlang über Schotterwege laufen kann, warum sollte es mir dann wehtun, wenn ich auf ein mit Gummi gepolstertes Bremspedal trete? Das leuchtet mir nicht ein.

Fazit:
Barfuß Autofahren ist in Deutschland nicht verboten, es darf auch nicht mit Bußgeldern belegt werden. So lange nichts passiert, ist es sowieso egal und wenn es doch zu einem Unfall kommen sollte, muss der Zusammenhang mit der Barfüßigkeit als Ursache von der Gegenseite bewiesen werden. Das gilt aber nicht nur für blanke Füße, sondern auch für Flipflops, Sandalen, Highheels, Winterstiefel und sonstiges Schuhwerk, das der Sicherheit im Weg sein könnte. Die Haftpflichtversicherung zahlt in jedem Fall!

Zum Glück leben wir in einem Land, in dem jeder so Auto fahren darf, wie er sich am wohlsten fühlt (und niemanden gefährdet). Im Ausland würde ich mich allerdings nicht drauf verlassen und vorher mal recherchieren, ob es da andere Regelungen gibt.

Ich will Spaß – ich geb Gas!

Quelle mit Referenzen auf Gerichtsurteile
Pressemitteilung des Gesamtverbandes der Versicherer